Studium mit Zukunft: "Mit Spass lernt es sich besser"

Studium mit Zukunft:
Gunter Olsowski

Wie man Studenten bestmöglich motiviert und fördert weiss Gunter Olsowski aus erster Hand - der Studiengangsleiter für Wirtschaftsingenieurwesen übt seinen Beruf mit Begeisterung aus. Er hat das berufsbegleitende Studium an der FH Vorarlberg aufgebaut und leitet es seit dem Jahr 2004.

Was macht den Studiengang Wirtschaftsingenieur-wesen an der FH Vorarlberg aussergewöhnlich?
Er zeichnet sich dadurch aus, dass es ein interdisziplinärer Studiengang zwischen Technik und Wirtschaft ist - ein Studiengang, der Generalisten ausbildet. Bei uns in Vorarlberg besteht die Zielgruppe aus Technikern, die bereits über eine technische Erstausbildung verfügen - also eine HTL oder eine Lehre absolviert haben, und die sich nach einer Berufserfahrung - im Durchschnitt sind das bei den meisten 8 bis 9 Jahre - in Bereichen der Betriebswirtschaft oder der Technik weiterqualifizieren möchten. Der Studiengang ist als sogenanntes Simultanstudium ausgelegt, das heisst, Technik und Wirtschaft wechseln sich ständig ab.

Dass jemand aus dem wirtschaftlichen Bereich ins Studium eintritt ist nicht möglich?
Nein, eher nicht. Bei unserem Studium beträgt der technische Inhalt knapp 50 Prozent, der Rest macht betriebswirtschaftliches Wissen, Methoden und Sozialkompetenzen aus.

Also benötigt man ein gewisses Vorwissen?

Ja, es sollte eine technische Grundausbildung vorliegen. Die Studenten schliessen auch mit dem Bachelor of Engineering ab, das heisst, sie haben dann auch jenen Titel und sollten schon Ingenieure sein.

Wird dieses Studium eigentlich nur in der berufsbegleitenden Form angeboten?
Ja, es wird nur berufsbegleitend angeboten, allerdings gibt es auch ca. fünf Plätze, die für ausgesuchte Dual-Studierende vorgesehen sind. Ansonsten würden wir nicht in sechs Semestern durchkommen. In Deutschland, wo es an 80-100 Hochschulen angeboten wird, haben sie im Regelfall 7 bis 8 Semester. Aber die nehmen im Regelfall natürlich auch Maturanten, die direkt vom Gymnasium kommen. Und wir bekommen Techniker. Der Zulauf war in den vergangenen Jahren immer sehr gut. Wir hatten auf 30 Plätze durchschnittlich 80-90 Bewerber. Leider ist der Frauenanteil immer noch bei weniger als 10 Prozent.

War der Zulauf von Beginn an so erfolgreich?
Mit dem Studium sind wir 2004 gestartet. Im ersten Jahr waren es gerade 30 Anwärter, aber schon ab dem nächsten Jahr waren es 60 bis 80. Ich führe jedes Jahr eine Bewerberumfrage durch und dabei ist herausgekommen, dass inzwischen schon über 50 Prozent der Bewerber auf Empfehlung zu uns kommen. Inzwischen ist dieses Studium eine ganz gute Marke geworden. Wir haben auch bei Rankings gut abgeschnitten. Beispielsweise sind wir 2012 im Industriemagazin zum besten Studiengang in Wirtschaftsingenieurwesen gewählt worden. Auch in 2014 ist das CHE-Ranking sehr gut ausgefallen. Es läuft also gut und auch die Absolventen, die herauskommen, sagen durchgehend, dass das Studium eine super Entscheidung gewesen sei und viele auch während des Studiums schon Karriere geknüpft hätten.

Kommen Studenten auch extra wegen dieses Studiengangs nach Dornbirn?
Es sind nur etwa 10 Prozent aus dem überregionalen Bodenseeraum. 90 Prozent sind Vorarlberger. Das hat den Grund, dass sowohl Ausbildungsprofil als auch das Zeitmodell gut sind. Die Studierenden sind bis Freitag in ihrem Unternehmen und können bzw. müssen am Wochenende in der FH sein. Die Dropout-Rate ist übrigens recht gering und macht maximal 10 Prozent aus. Das liegt auch daran, dass wir uns als grosses Team verstehen - beispielsweise kreiert jeder Jahrgang seine eigenen T-Shirts. Das fängt schon damit an, dass wir jedes Jahr mit einem neuen Studienjahrgang drei Tage lang am Viktorsberg sind und Teamtraining machen. Das sind drei Tage zusammen unter Anleitung von qualifiziertem Fachpersonal und dabei werden die Studenten von Beginn an zu einem Team zusammen geschweisst.
Gerade für die berufsbegleitenden Studenten ist dieser Zusammenhang extrem wichtig, denn diese sehen sich nur am Wochenende. Das ist auch wirklich bei jedem Jahrgang so - es herrscht kaum Konkurrenzdenken. Und vor allen Dingen ist es so, dass es in jedem Jahr zwar welche gibt, die irgendwann einen Durchhänger haben und aufhören wollen, aber dann ziehen die anderen diese mit und "retten" sie gewissermassen.

Gibt es Fälle von Studenten, die von ihrem Arbeitgeber nicht die notwendige Unterstützung oder das notwendige Verständnis für das Studium bekommen?
Ja, das gibt es durchaus. Aber meistens ist es dann auch so, dass diese Studenten daraus ihre Konsequenzen ziehen und sich einen anderen Arbeitsplatz suchen. Ich habe den Begriff geprägt "Freude am Lernen wird bei uns gross geschrieben". Das soll auch wirklich so sein. Ich weiss es selbst aus dem privaten Umfeld: Man lernt am besten, wenn man Spass daran hat und motiviert ist. Und es ist für mich wichtig, dass die Angehörigen und Freunde das Studium kennenlernen können - deshalb habe ich auch verschiedene Zusatz-Begleitevents im Studiengang eingeführt. Es gibt zum Beispiel den Partner-Day, an dem die Angehörigen mitkommen können. Prinzipiell sind diverse Veranstaltungen und Exkursionen sehr wichtig, um den Teamgeist zu erhalten. Wir haben Partnerhochschulen in Russland und Indien, wohin wir 10-tägige Exkursionen durchführen.

Wie sehen solche Exkursionen aus?
Da werden sowohl Unternehmen, als auch Universitäten und soziale Einrichtungen besucht. In Delhi sind wir immer auf der Botschaft eingeladen. Es sollen verschiedene Aspekte sein, die das über-den-Tellerrand-Denken fördern sollen.  Durch die Exkursionen hat es sich auch schon ergeben, dass ein Student bei seiner Firma beispielsweise für ein Indien-Projekt verantwortlich gemacht wurde, weil die Vorgesetzten sagten: "Du warst schon mal dort, für dich ist die Einstiegsbarriere geringer als für andere." Insofern kann also sogar eine Exkursion eine Karriereförderung sein.
Gerade in Vorarlberg ist es besonders wichtig, dass Mitarbeiter in der Lage sind, in die weite Welt rausgehen zu können.

Ist es nicht so, dass der typische Vorarlberger gar nicht darauf aus ist, rauszugehen und andere Kulturen kennenzulernen?
Prinzipiell wahrscheinlich schon. Aber es sind so viele Vorarlberger Unternehmen im Export tätig, dass sie das einfach machen müssen. Das Thema Internationalisierung wird immer wichtiger. Bei uns ist es verpflichtend, an einer der zwei Exkursionen teilzunehmen. Viele Studierende sind bei beiden dabei, auch wenn sie dafür Urlaub nehmen und die Reise selber zahlen müssen.
Diese Exkursionen gibt es seit dem Jahr 2010 und wir versuchen das Angebot auszubauen.

Sie denken dabei an den Zukunftsmarkt?
Ich denke eher an die Leute, die mitgehen und Wirtschaftsbeziehungen zu gewissen Ländern haben. Die Idee, die dahinter steht, ist, auf die Bedürfnisse der hiesigen Unternehmen einzugehen. Die Personaler hierzulande betonen immer, dass sie Mitarbeiter benötigen, welche sie rausschicken können. In Vorarlberg gibt es da noch Hemmschwellen und Barrieren - und wir versuchen diese zu mindern.

Sprechen Sie persönlich mit den Unternehmen über deren Anforderungen und Wünsche?
Ja, ich spreche auch mit Firmenverantwortlichen über deren Zukunftsszenarien. Im Rahmen des dualen Studienmodells treffe ich mich regelmäßig mit den Verantwortlichen in den Unternehmen. Aber ich bekomme alleine über meine Studierenden sehr viel Feedback, und das ist auch meine erste Quelle, denn diese kommen mitten aus der Praxis.

Zur Person:
Prof.(FH) Dipl.Wirt.Ing.(FH) Gunter Olsowski

geboren 1956 in Pforzheim
Studium Wirtschaftsingenieurwesen in Karlsruhe
Über 20 Jahre in Industrie tätig
Seit 2002 an der FHV, Schwerpunkt Logistik
Aufbau und Leitung des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen seit 2004
Verheiratet, wohnhaft in Hard, eine Tochter
Leidenschaftlicher Ro80-Fahrer

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