Studium mit Zukunft: architektur.terminal - „Es geht alles, man muss es einfach nur wollen!“

Studium mit Zukunft: architektur.terminal - „Es geht alles, man muss es einfach nur wollen!“

Ein Aufsteiger und ein Quereinsteiger gründeten das Architekturbüro „architektur.terminal“. Martin Hackl und Dieter Klammer lernten sich bereits während des berufsbegleitenden Architekturstudiums an der ehemaligen Fachhochschule Liechtenstein kennen und sind seither ein Team. Mit ihrem gemeinsamen Architekturbüro haben sie inzwischen zahlreiche Wettbewerbe und Preise gewonnen.

Wie entstand  „architektur.terminal“?
Dieter Klammer: Wir studierten beide berufsbegleitend Architektur an der ehemaligen Fachhochschule in Liechtenstein – heute Universität. Die Idee zur Zusammenarbeit entstand schon während der Zeit des Studiums, in der wir bereits an verschiedenen Wettbewerben teilnahmen. Im Jahr 2000 eröffneten wir offiziell ein gemeinsames Büro, das war ungefähr zwei Jahre nach dem Studium.
Martin Hackl: Ich war zur Zeit des Studiums bereits selbstständig mit einem Planungsbüro. Nach der HTL arbeitete ich erst in einem Büro und machte dann die Baumeisterprüfung. Ich hatte das Gefühl, noch etwas machen zu müssen, wenn ich in diesem Berufsgebiet bleiben möchte, und entschied mich für das Studium.

Wie war es, Studium und Beruf unter einen Hut zu bekommen?
Martin Hackl: Studium und Praxis haben sich sehr gut ergänzt – das Gelernte konnte in der Praxis umgesetzt werden, während die Praxis wiederum Input für das Studium lieferte. Als Selbstständiger konnte ich es mir zeitlich gut einteilen. Ich war im Büro allerdings alleine, und wenn Arbeiten anstanden, waren diese natürlich zu machen. Das ging aber allen so.
Dieter Klammer: Als Angestellter war es nur zu machen, wenn man ohnehin schon sehr selbstständig war. Ich habe zu 70% in Teilzeit in kleineren Büros gearbeitet, welche mich sehr gefördert haben, indem sie mich einfach machen ließen. Wenn wir am Abend Unterricht hatten, musste ich natürlich gehen, habe dafür aber oft an den Wochenenden gearbeitet. Es war ein sehr intensives Studium.

Warum fiel eure Entscheidung auf die damalige FH-Liechtenstein?
Martin Hackl: Das berufsbegleitende Studium erforderte eine gewisse Nähe, weshalb die Entscheidung auf Liechtenstein fiel. Ich habe die HTL für Hochbau in Rankweil besucht. Nach dieser Ausbildung gibt es zwei Möglichkeiten, entweder bleibt man im praktischen Teil oder man studiert Architektur – vor allem wenn man Hochbau gemacht hat, und nicht Tiefbau. Ich schlug zuerst den praktischen Weg ein, fand dann aber immer mehr Gefallen an planerischen Tätigkeiten und machte die Baumeisterprüfung. Wer gleich in einem Architekturbüro arbeitet, geht wahrscheinlich nicht mehr zu einer Baufirma.
Dieter Klammer: Was das angeht, bin ich ein Quereinsteiger. Ich habe eine kaufmännische Matura und ging erst in die Richtung Innenraumgestaltung und Möbelbau am Kolleg der HTL Imst, machte dort nochmals eine Fachmatura und erst dann kam der Sprung in die Architektur. Es geht alles, man muss einfach nur wollen. Als Quereinsteiger war es gerade zu Beginn des Studiums für mich etwas schwieriger, verglichen mit den Studenten aus der Praxis, die bereits Bauzeichner waren, allerdings war ich dafür im Konzept und Entwurf etwas freier in meinen Entscheidungen.

Warum „architektur.terminal“?
Martin Hackl: Irgendwann war der Büroname Thema und wir gingen auf Ideensuche. Der Name ist Programm – im „architektur.terminal“ läuft alles zusammen, wie bei einem Terminal am Flughafen. Das war die Grundidee hinter dem Namen. Schon im Studium wurde uns vermittelt, dass der Architekt derjenige ist, bei dem die Fäden in einem Bauprojekt zusammenlaufen. Den großen Überblick hat eigentlich nur der Architekt, deswegen bieten wir das komplette Planungsspektrum an und möchten nur so wenig wie möglich auslagern. Wir finden es wichtig, Projekte gesamthaft zu organisieren und auch die Bauleitung zu übernehmen.

architektur.terminal hat einige Wettbewerbe und Preise gewonnen. Was sind die Highlights?
Dieter Klammer: Ein aktuelles Highlight ist das Ferienhaus Marul, mit dem wir den ersten Platz beim Vorarlberger Holzbaupreis belegt haben. Mit diesem Projekt waren wir im Jahr 2013 auch für den Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs nominiert. Ein für uns sehr wichtiges Projekt ist auch der Kindergarten hier in Röthis, es ist ein ökologisches Projekt, ein Holzbau, und war ebenfalls ein Wettbewerbsgewinn an unserem Bürostandort.
Martin Hackl: Ein wichtiges Projekt war auch das Bürogebäude, in dem wir jetzt sind. Den Umbau und die Sanierung haben wir geplant und dafür den Bauherrenpreis Vorarlberg erhalten. Es findet sehr guten Zuspruch, denn die meisten Leute sind bereits beim Eintreten erstaunt. Den Wettbewerb für die Hauptschule Götzis haben wir mitgemacht und gewonnen. Es handelte sich dabei um eine Generalsanierung mit Zubau. Das war sicherlich ein Schlüsselprojekt für das eine oder andere Folgeprojekt und gab uns wichtige Referenzen.
Ein weiteres Highlight für uns war auch ein deutscher Architekturwettbewerb, für ein neues Bauhausmuseum in Weimar. Es war ein zweistufiger Wettbewerb, bei dem man erst eine Konzeptidee abgeben musste, aus denen eine Jury die 30 besten Ideen auswählte, die dann den Wettbewerb bearbeiten durften. Wir fanden das Thema interessant, denn das Bauhaus hat mit Architektur zu tun, und beschlossen mitzumachen. Nach der Einsendung unserer Konzeptidee bekamen wir die Mitteilung, wir wären für die zweite Stufe ausgewählt worden. Diesen Wettbewerb haben wir zwar nicht gewonnen, aber alleine schon, dass wir von über 500 Teilnehmern ausgewählt wurden, war für uns schon fast wie ein Gewinn, und immerhin sind wir auf Rang elf gelandet.

Was hat es mit diesen Wettbewerben in der Architektur auf sich?
Dieter Klammer: Wettbewerbe in der Architektur zur Auftragsvergabe sind sehr speziell, man macht das in kaum einer anderen Branche so. Es ist aber für den Bauherren die einzige Möglichkeit, die beste Lösung zu bekommen. Es sind nicht Honorare oder irgendwelche Referenzen ausschlaggebend, diese Dinge sind schon wichtig, aber was zählt, ist das Projekt im Wettbewerb. Das ist sehr spannend und oft die einzige Möglichkeit an Projekte zu kommen, besonders im öffentlichen Bereich. Aus dem Wettbewerb hat man zudem einen guten Vergleich mit anderen Büros.

Was ist es, was architektur.terminal ausmacht?
Martin Hackl: Wir decken das gesamte Spektrum ab, angefangen vom Wohnbau, privat und verdichtet, Neubauten und Umbauten, über gewerbliche Immobilien bis hin zu öffentlichen Projekten. Wir möchten uns nicht spezialisieren.
Dieter Klammer: Das ist ganz bewusst so, wir wollen Generalisten bleiben, denn jede Aufgabe ist spannend und wichtig. Daraus ergeben sich auch Synergien, die im ersten Moment vielleicht nicht naheliegend sind. Wir bezeichnen uns als eher kleines Büro, denn es gibt sehr viel größere. Man kann auch große Projekte zu dritt oder zu viert abwickeln. Ich finde, unser Output ist sehr gut. Als Ein-Personen-Unternehmen ist man sehr schnell am Limit, aber bei drei bis vier Architekten laufen sehr schnell zehn Projekte parallel. Unser Ziel ist es, gute und immer bessere Architektur zu machen. Es ist ein Ansporn für uns, auf keinen Fall stehen zu bleiben.

Welchen Tipp würdet ihr jungen Interessierten geben?
Dieter Klammer: Man muss offen sein und über eine gesunde Selbstkritik verfügen. Die Fähigkeit der kritischen Selbstbetrachtung ist sehr wichtig, die braucht es wahrscheinlich in jedem Beruf, aber als Architekt ganz besonders. Man muss es schaffen, auch die Arbeit einer ganzen Woche einfach wegzuwerfen. Das ist hart, aber gehört mit dazu.
Martin Hackl: Ich finde es wichtig, sofern es die finanziellen Möglichkeiten erlauben, Auslandssemester zu machen. Außerdem ist es sicher von Vorteil, die eine oder andere Station noch zu machen, in verschiedenen Büros zu arbeiten und Erfahrungen zu sammeln. Das geht auch während des Studiums.
Dieter Klammer: Man darf ein Architekturstudium nicht zu blauäugig sehen. Der reine Entwurf selbst ist oft nur ein sehr kleiner Teil der Arbeit. Technik, Details und auch Organisation, Normen und Vorschriften machen einen erheblichen Teil aus, sind aber trotzdem wieder Teil des Entwurfs.

Von der Fachhochschule zur Universität – wie beurteilt ihr das Studium in Lichtenstein?
Dieter Klammer: Wir verfolgen natürlich, wie sich die Universität weiterentwickelt. Ich glaube, es ist eine sehr spannende Hochschule in einer guten Größe. Sie bietet heute sicher gewisse Dinge, die wir noch nicht hatten, aber sie hat nicht die Nachteile einer ganz großen Universität. Die Universität Liechtenstein bietet eine sehr gute Betreuung.
Martin Hackl: Inzwischen hat die Schule einen hohen Anteil an internationalen Studenten und ist sehr gut vernetzt. Trotzdem ist es noch eine sehr private und persönliche Universität. Es ist nicht nur wichtig, von den großen Namen in der Architektur unterrichtet zu werden, auch pädagogisch muss es stimmen – und das war bei uns so.

Factbox Martin Hackl:
•    1983 HTL Hoch- und Tiefbau Rankweil
•    1991 Baumeisterprüfung
•    1993 bis 1998 Studium Architektur in Liechtenstein
•    2000 Gründung architektur.terminal

Factbox Dieter Klammer:
•    1989 Kaufmännische Matura an der Bundeshandelsakademie Lustenau
•    1992 Kolleg für Möbelbau und Innenausbau
•    1993 bis 1998 Studium Architektur in Liechtenstein
•    2000 Gründung architektur.terminal

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architektur.terminal hackl und klammer

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