Mentale Stärke – das unterschätzte Element für Unternehmenserfolge

Mentale Stärke – das unterschätzte Element für Unternehmenserfolge
Antje Heimsoeth

Wo Geschäfte gemacht werden, regieren Zahlen. Doch eines erfassen Zahlen in der Regel nur unzureichend: den Faktor Mensch. Wie sehr das Empfinden und Verhalten von Mitarbeitern und Führungskräften, ihre innere Haltung und ihre Bedürfnisse, ihre Werte und persönlichen Ziele tatsächlich den Output eines Unternehmens beeinflussen, wird von vielen Unternehmern noch immer unterschätzt. Hier liegt das wahre Potenzial für Gewinnsteigerung und Mitarbeiterbindung.

Wer in die mentale und emotionale Stärke investiert, investiert in eine erfolgreiche Zukunft. Denn eines ist sicher: Wird die Schraube der Gewinnmaximierung ungeachtet menschlicher Bedürfnisse zu fest gezogen, droht der Kollaps. Längst zeigen die steigenden Zahlen psychischer Erkrankungen, dass die Anforderungen unserer heutigen Arbeitswelt ihren Tribut fordern. Je höher die Managementebene, umso mehr Belastbarkeit ist erforderlich. Wer ständig Spitzenleistungen bei sich und anderen abrufen will, braucht vor allem eines neben guter körperlicher Verfassung und Know-how: mentale und emotionale Stärke. Mentale Stärke bedeutet, sein Leistungsspektrum ungeachtet von Widrigkeiten und inneren und äußeren Störfaktoren am Tag X voll und ganz ausschöpfen zu können (vgl. Loehr, 1991).

Mentale Techniken helfen zur Steigerung von Leistung, Zufriedenheit und Selbstvertrauen
Jeder Mensch kann sich, unabhängig von Herkunft, Ausbildung, Alter oder Fähigkeiten, mit Hilfe mentaler Stärke zu Leistungen motivieren, die er vorher nicht für möglich gehalten hätte. Denn Energie folgt den Gedanken. Der eigene Kopf lässt sich als Schaltzentrale des Körpers so programmieren, dass er uns in herausfordernden Situationen – und von denen gibt es gerade im Leben einer Führungskraft reichlich – unterstützt. Mit Hilfe mentaler Techniken lässt sich nicht nur das Leistungsvermögen steigern, sondern auch Lebensqualität, Zufriedenheit, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Mentale Übungen helfen, sich auch in High-Performance-Situationen konzentrieren zu können, Stress und Druck abzubauen. Wer mentale und emotionale Stärke aufbaut, reduziert Ängste und Zweifel, geht anders mit Scheitern und Niederlagen um, lernt aus Fehlern.

Wie Soft Skills und Mitarbeiterzufriedenheit zusammenhängen
Jedes Handeln nimmt seinen Ursprung im Denken. Und unser Denken speist sich zu u.a. aus unserer inneren Haltung, unserer Einstellung, unseren Überzeugungen und Werten, unserem Glauben an uns selbst und an andere oder eben – je nach Ausrichtung – aus unserem Vertrauen oder Misstrauen. Sie wollen zufriedene Mitarbeiter, die motiviert ans Werk gehen? Dann investieren Sie in die Entwicklung der soft skills Ihrer Führungskräfte! Nehmen wir das Beispiel Respekt: Niels van Quaquebeke, Professor für Organisationspsychologie an der Kühne Logistics University in Hamburg, hat den Zusammenhang von Respekt und Mitarbeiterzufriedenheit in Unternehmen untersucht. „Wenn ein Mitarbeiter einen Vorgesetzten nicht respektieren kann, entsteht Frust, weil es der subjektiv empfundenen Hierarchie widerspricht“, sagt Van Quaquebeke. Und ein frustrierter Mitarbeiter liefert keine Spitzenleistungen, im Gegenteil. Die Rolle des Respekts ist aber nicht nur für die Eigenperformance einer Führungskraft und ihre Außenwirkung wichtig, sondern auch für den Umgang mit anderen. Van Quaquebeke: „ Nicht jeder empfindet die allgemeinen Standards als respektvoll.“ Es erfordere ein Bewusstsein fürs Gegenüber, so der Wissenschaftler. „Oft wertet man jemanden unbewusst ab, man nimmt den Sparsamen als Geizhals wahr oder den Großzügigen als Verschwender. Dafür kann man sich sensibilisieren.“ (vgl. Die Zeit, Nr. 20/2014, „Mehr Respekt, bitte!“). Genau jenes Gespür entwickelt sich aus mentaler und emotionaler Stärke, aus einem Bewusstsein sich und anderen gegenüber, nicht aus Zahlen.

Der Gesundheitsexperte Dr. Michael Spitzbart sagte mir im Interview dazu:  „Gesundes Führen bedeutet, dass Chef und Chefin eine Antenne für ihre Mitarbeiter entwickeln. Wer das Potenzial seiner Mitarbeiter voll entfalten möchte, der sollte an Antoine de Saint-Exupéry denken: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen, Arbeiten einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach den unendlichen Weiten des Meeres“ (vgl. Heimsoeth, 2015).


  • Wecken Sie die Freude!
    Lieben Sie das, was Sie tun? Ich wünsche es mir für Sie. Denn wenn Sie etwas mit Leidenschaft tun, strahlen Sie Ihre Begeisterung dafür aus – und das steckt andere an, es Ihnen gleich zu tun. Was Sie leidenschaftlich gern tun, tun Sie in aller Regel mit Freude. Und Freude und Spaß sind Schlüsselfaktoren beim Bewältigen von Aufgaben und Abrufen von Höchstleistungen. Freude, so der Mediziner Roman F. Szeliga, erleichtert und verstärkt soziale Ansprechbarkeit. Die mentale und emotionale Stärke eines Teams erwächst u.a. aus der Freude an Aufgaben, aus gemeinsamen Erfolgen, aus dem Spaß miteinander,  aus geteilter Leidenschaft und gegenseitiger Wertschätzung.

  • Stärken Sie die Stärken!
    Sich selbst vertrauen heißt u.a. auf seine Stärken zu bauen. Sich an seinen Stärken und Fähigkeiten zu orientieren, ist der Wegweiser zum Erfolg. Diese Orientierung schenkt uns ein Gefühl des Vertrauens, der Sicherheit, Kraft und Zuversicht. Und dieses Gefühl stärkt unseren innerlich empfundenen Selbstwert ebenso wie unsere äußerlich wahrgenommene Ausstrahlung. Etliche Führungskräfte richten ihren Fokus viel zu sehr auf Schwächen, Defizite und Misserfolge bei Mitarbeitern, oft auch bei sich selbst. Fördern Sie die Stärken Ihrer Mitarbeiter und ermutigen Sie sie zum Nutzen dieser Stärken durch geeignete Aufgaben.

  • Entdecken Sie die Dankbarkeit!
    Wertschätzung und Dankbarkeit gehen Hand in Hand. Zeigen Sie sich dankbar für gemeinsame Erfolge, für Ihre Beziehungen und die Verbundenheit im Team. Bedanken Sie sich bei Kollegen und Mitarbeitern für Entgegenkommen, erledigte Dinge und Engagement. Und richten Sie Ihren Fokus täglich auf das Gute in Ihrem Leben, indem Sie ein Dankbarkeitstagebuch führen. Hier erfassen Sie jeden Abend kleine und große Begebenheiten, für die Sie an diesem Tag dankbar sein können. Auf diese Weise verändern Sie Ihre innere Haltung positiv – und das hilft Ihnen, auch Misserfolge, Niederlagen und Fehler  zu akzeptieren und mit ihnen umzugehen.

Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion. Diese wirkt in positiver wie negativer Hinsicht. Je besser das Selbstmanagement und -führung eines Chefs ist, desto mehr darf er sich von der Nachahmung seiner Mitarbeiter erhoffen. Das heißt aber auch, je schlechter das Vorbild, desto negativer beeinflusst es die Mitarbeiterperformance. Sie haben es selbst in der Hand, in welche Richtung Sie das Ruder legen.

Literatur:
Heimsoeth, A. (2015) „Chefsache Kopf. Mit mentaler und emotionaler Stärke zu mehr Führungskompetenz“, Springer Gabler, Wiesbaden.
Loehr, J. (1991) Persönliche Bestform durch Mental-Training für Sport, Beruf und Ausbildung, BLV Verlagsgesellschaft,  München.
Szeliga, Dr. Roman (2015) Frustschutzmittel, Midas Management Verlag, Zürich.

Zur Autorin:
Antje Heimsoeth, Expertin für Selbstführung, Mentale Stärke und Motivation, Dipl. Ing. (FH), gehört zu den bekanntesten Mental Coaches und Vortragsrednerinnen im deutschsprachigen Raum. Seit 2003 führt sie in Rosenheim ihr Institut, die Antje Heimsoeth Academy, wo sie Seminare, Ausbildungen und Coachings in den Bereichen Business, Gesundheit und Sport anbietet. International tätig. Sie wurde mit dem Award als „Erfolgreiche Unternehmerin 2016“ und als „Vortragsrednerin des Jahres 2014“ ausgezeichnet. TV Auftritte bei Sport1, nrw.tv, hamburg1, BR und Sky sowie auf AIDA.

Ihr Praxiswissen hat Antje Heimsoeth bereits in mehreren Büchern niedergeschrieben. Ihr neuestes Werk „Chefsache Kopf. Mit mentaler und emotionaler Stärke zu mehr Führungskompetenz“ (Springer Gabler, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-05774-9, 205 Seiten, www.chefsache-kopf.de) zählt bereits zu den Bestsellern unter den Motivationsbüchern.
Infos: www.antje-heimsoeth.com, www.business-mentaltrainer.eu

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