SBB schreibt Halbjahresverlust von 479 Millionen Franken

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  • 11.09.2020 07:40
SBB schreibt Halbjahresverlust von 479 Millionen Franken
Nach einem guten Start bremst Corona das erste Halbjahr 2020: Täglich waren durchschnittlich noch 810 000 Passagiere unterwegs, das ist mehr als ein Drittel weniger als im Vorjahr.

Bern (CH) Die SBB weist im ersten Halbjahr ein Konzernergebnis von minus 479 Millionen Franken aus (Vorjahr: plus 279 Millionen Franken). Im 2. Quartal büsste die SBB rund die Hälfte ihrer Personenverkehrserträge gegenüber dem Vorjahr ein. Zusammen mit der ÖV-Branche hat die SBB umfangreiche Kulanzmassnahmen umgesetzt. So erhielten Abo-Kunden 100 Millionen Franken Entschädigung. Zudem hat die SBB während des Lockdowns Geschäftsmieten erlassen oder reduziert. Die Löhne der Mitarbeitenden wurden immer vollständig ausbezahlt.

Ein Drittel weniger Reisende unterwegs
Pro Tag wurden im ersten Halbjahr durchschnittlich 810 000 Passagiere befördert, mehr als ein Drittel weniger als im Vorjahr (1,29 Millionen), die Personenkilometer sanken ebenfalls um 38,4 Prozent. Erfreulich ist, dass dieses Jahr mehr Reisende mit Halbtaxabonnement unterwegs sind, insgesamt 2,72 Millionen (Vorjahr: 2,64 Mio.). Ein Generalabonnement hingegen besitzen im ersten Halbjahr noch 459 000 Personen, 7,0 Prozent weniger als im Vorjahr (493 000). Mehr als die Hälfte der Billette werden mittlerweile über die digitalen Verkaufskanäle sbb.ch und SBB Mobile bezogen (59,5 Prozent; Vorjahr: 49,9 Prozent). Die starke Zunahme aus den Vorjahren setzt sich damit fort.

Liquidität dank Bund gesichert, Sparmassnahmen eingeleitet
Die Verschuldung ist gestiegen: Der sogenannte Schuldendeckungsgrad, das heisst die verzinsliche Nettoverschuldung im Verhältnis zum EBITDA, liegt bei 13,4 und damit deutlich über der vom Bund geforderten Höchstgrenze von 6,5. Die SBB plant die Verschuldung über die nächsten Jahre zu stabilisieren. Zur Deckung von Liquiditätsengpässen hat der Bund die kurzfristige Kreditlimite um 550 Millionen Franken erhöht. Diese Vorsorgemassnahme sichert die Liquidität der SBB über die nächsten Monate. Für weitere allfällige Massnahmen zur mittelfristigen Finanzierung ist die SBB im Gespräch mit dem Bund.

Aufgrund der ausserordentlichen Lage hat der Bund dem Parlament eine Sonderbotschaft im Zusammenhang mit den ungedeckten Kosten unterbreitet; diese wird zurzeit in der Herbstsession von den Räten behandelt. In den eigenwirtschaftlichen Bereichen Fernverkehr und Immobilien deckt die SBB die Ertragsausfälle selbst.

Das Kurzarbeitsgesuch der SBB wurde von der kantonalen Arbeitsmarktbehörde abgelehnt, obwohl die SBB und ihre Angestellten in den vergangenen 20 Jahren über eine Milliarde Franken in die Arbeitslosenkasse einbezahlt haben. Gegen den Entscheid hat die SBB Rekurs eingelegt.

Die bereits Ende April eingeleiteten Sparmassnahmen, wie etwa ein Einstellungsstopp für Verwaltungsbereiche, leisten bis Ende Jahr einen Beitrag von rund 250 Millionen Franken. Die diesjährigen Investitionen in die Bereiche IT, Energie und Innovation werden reduziert. Weiter verschiebt die SBB teilweise Projekte in die Folgejahre. Der operative Bahnbetrieb und die Sicherheit sind durch die Sparmassnahmen nicht tangiert.

Kerngeschäft für Kunden stärken
Zentral für die SBB ist die Zufriedenheit ihrer Kunden; Sicherheit, Pünktlichkeit und Qualität stehen deshalb an erster Stelle. Die Coronakrise hatte keine negativen Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit. Mit 76,6 Punkten ist die Kundenzufriedenheit im Personenverkehr höher als im Vorjahr (plus 1,1 Punkte). Die Kundenpünktlichkeit lag bei 93,6 Prozent (Vorjahr: 91,6 Prozent). Die SBB arbeitet intensiv daran, die Pünktlichkeit auch bei steigenden Passagierzahlen und zunehmenden Baustellen auf dem hohen Niveau zu halten. Auch die Sendungspünktlichkeit von Cargo hat sich im Gegensatz zum Vorjahr verbessert (93,4 Prozent Vorjahr: 92,1 Prozent). Dies ist dem grossen Einsatz aller Mitarbeitenden zu verdanken.

Finanzielle Besserung im zweiten Halbjahr erwartet – leider Zugsausfälle
Seit Juni steigen die Passagierzahlen und praktisch alle Passagiere befolgen die im Juli vom Bund eingeführte Maskenpflicht, wofür sich die SBB bedankt. Die aktuelle Auslastung im Fernverkehr liegt bei 70 Prozent (Woche 36) der Auslastung des Vorjahres, im Regionalverkehr bei 80 Prozent. Entsprechend geht die SBB davon aus, dass sich die finanzielle Situation im zweiten Halbjahr etwas entspannt. Zudem werden die Massnahmen des Bundes das Jahresergebnis teilweise entlasten.

Die SBB hat die Reinigung in den Zügen und Bahnhöfen verstärkt und zudem in den Bahnhöfen Hygienemassnahmen eingeführt. Um künftig überlastete Züge zu vermeiden, empfiehlt die SBB den  Pendlern wie seit jeher, in den Nebenverkehrszeiten zu reisen und dabei die Möglichkeit von "Work Smart" zu nutzen.

Den Bedarf an Lokpersonal hat die SBB in den vergangenen Jahren unterschätzt und die Rekrutierung zu defensiv geplant. Die Coronakrise verzögert zudem die Aus- und Weiterbildung von Lokführern. Aufgrund der angespannten Personalsituation fallen bis Ende Jahr teilweise Zugverbindungen aus. Gemäss aktueller Planung wird die SBB ab Fahrplanwechsel im Dezember 2020 das vorgesehene Angebot fahren können, ausser in der Westschweiz, wo gewisse Einschränkungen bis April 2021 bestehen bleiben. Die SBB entschuldigt sich bei den Besteller-Kantonen und insbesondere auch bei den Kunden.

Corona belastet alle Bereiche der SBB
Das Halbjahresergebnis im Personenverkehr beträgt –419 Millionen Franken (Vorjahr +124 Mio.). Sowohl der Regional- wie auch der Fernverkehr verzeichnen negative Ergebnisse (RV –146 Mio., FV –261 Mio.). Beim Billettverkauf ist die Selbstbedienungsquote von 90,1 auf 93,4 Prozent gestiegen. Darin enthalten sind die digitalen Kanäle (sbb.ch und SBB Mobile), automatische Abo-Verlängerungen sowie Bezüge an Automaten und via Partnervertriebe.

Das Halbjahresergebnis von Immobilien beträgt 106 Millionen Franken, vor Ausgleichszahlungen an die Infrastruktur und Pensionskasse (Vorjahr 179 Mio.). Der Mietertrag Dritte liegt bei 248 Millionen Franken (Vorjahr 266 Mio.); darin zeigt sich der sehr kulante Umgang der SBB mit ihren Geschäftsmietern während des Lockdowns. Deutlich gesunken ist der Drittumsatz in den 32 grössten Bahnhöfen von 871 Millionen auf 616 Millionen Franken.

Das Halbjahresergebnis von SBB Cargo Schweiz beträgt –27,7 Millionen Franken (Vorjahr +0,25 Mio.). SBB Cargo International schliesst mit –4,21 Millionen (Vorjahr 1,02 Mio.) ab. Die Nettotonnenkilometer im Güterverkehr haben um 12,4 Prozent abgenommen (7,41 Milliarden Ntkm., Vorjahr: 8,45 Milliarden Ntkm).

SBB Infrastruktur verzeichnet ein Halbjahresergebnis von –115,4 Millionen Franken (Vorjahr +9,6 Mio.). Durch den Einbruch der Trassenerträge sowie Produktivitätsverluste infolge Corona verzeichnet der Bereich Netz mit –127,8 Millionen Franken ein deutlich negatives Ergebnis (Vorjahr –5,2 Mio.). Im Bereich Energie lag der Ergebnisbeitrag mit 12,4 Millionen Franken auf Vorjahresniveau (14,8 Mio.), dieser Betrag fliesst in Reinvestitionen von Energieanlagen.

Trotz Baustellenstopps liegen die Investitionen mit 1099 Millionen Franken insgesamt auf Budgetkurs, aber unter Vorjahr (1149 Mio.). Trotzdem ist der Grossteil der vorübergehend geschlossenen Baustellen auf Kurs. So plant die SBB, etwa die Strecke Zugersee Ost rechtzeitig Ende 2020 in Betrieb nehmen zu können. Auch der Ceneri-Basistunnel konnte dank dem grossen Einsatz aller Mitarbeitenden trotz Corona wie geplant Anfang September eröffnet werden.

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