Hermann Bohle: König der Bienen

Hermann Bohle: König der Bienen
Hermann Bohle

Dass Hermann Bohle einen knallgelben BMW fährt, sei reiner Zufall, sagt der Projektleiter im Bereich Engineering bei Hilti in Schaan. So oder so: Es passt, schließlich verbringt der Koblacher seine Freizeit seit vielen Jahren damit, sich um seine Bienenvölker zu kümmern. Im Interview erzählt der zweifache Familienvater, warum er lieber gestochen wird, als Schutzbekleidung zu tragen, was es damit auf sich hat, dass wir nur mehr wenige Jahre zu leben hätten, wenn Bienen aussterben würden, und warum er mit seinem Hobby sowohl einen Beitrag zur Umwelt als auch zur eigenen Gesundheit leistet.

Herr Bohle, Sie sind der König ihrer Bienen, schließlich kümmern Sie sich seit Jahren um zahlreiche Bienenvölker und gelten mittlerweile weithin als Bienenexperte. Wird dieses Hobby irgendwann zur „Routine“ oder trifft man Sie nach wie vor nur mit Schutzbekleidung an?

Das Hobby wird nie wirklich zur Routine, jedes Jahr ist anders und auch jedes Bienenvolk ist unterschiedlich. Es lässt sich immer wieder etwas lernen und optimieren. Schutzbekleidung trage ich sehr selten. Ohne Schutz bekomme ich Feedback von den Bienen. Wenn ich nicht aufmerksam bin oder Fehler mache, gibt es sofort Stiche. Das hilft mir den Kopf frei zu halten und mich zu konzentrieren.

OK?! Das heißt: Sie werden immer noch gestochen und tragen trotzdem keine Schutzbekleidung?
Natürlich werde ich gestochen, aber ich bin mittlerweile „recht stichfest“. Jedes Öffnen eines Volkes ist für die Bienen eine Bedrohung, ein Eingriff, den sie nicht gerne sehen – früher waren das die Bären, heute ist es eben der Imker. Da kann sich schnell einmal ein Aufstand entwickeln. In der Imkerei geht es mir allerdings auch noch um ganz andere Dinge – und einen positiven Beitrag für die Umwelt zu leisten und das Aussterben unserer Bienen zu verhindern.

Erkennen Ihre Bienen Sie eigentlich?
Nein, schon alleine weil Bienen im Sommer nur sechs bis acht Wochen leben. Und während dieser Zeit sehen sie mich etwa zwei, drei Mal. Eine komplette Durchsicht und Korrektur des einzelnen Volkes erfolgt im Normalfall nur einmal im Frühling und im Herbst.

Weil Sie vorhin den „Beitrag für die Umwelt“ angesprochen haben: Sind die Bienen wirklich vom Aussterben bedroht?

Das ist ein heikles Thema, aber grundsätzlich ist es so, ja. Das Problem ist, dass sich gerade die Landwirtschaft hier in Vorarlberg zu einer Monokultur entwickelt hat. Bienen brauchen jedoch Vielfalt und insbesondere natürlich Blühpflanzen, denn nur so können sie Honig bringen. Ein Volk, das Honig bringt, ist viel gesünder und die einzelnen Bienen leben deutlich länger. Der Maisanbau zum Beispiel macht für Bienen keinen Sinn und so müssen wir Imker mitunter eingreifen, etwa indem wir die Tiere mit Zuckerwasser füttern – was selbstverständlich nur eine Notmaßnahme ist.
Außerdem ist der Cocktail, aus den vielen unterschiedlichen Pflanzenschutzmitteln, nicht zu unterschätzen. Als besonders gefährlich gelten die Pestizide aus der Gruppe der Neonicotinide, die bereits in einer chemisch nicht mehr nachweisbaren Dosis Wirkung zeigen. Ich jedenfalls versuche, entsprechend belastete Gebiete zu meiden. Die Gesundheit der Bienen und die Qualität des Honigs sind mir sehr wichtig.

Und was tun Sie bei Ihren Bienen?

Ich prüfe den Zustand einzelner Völker, indem ich mir ein paar Waben ziehe. Das ist genug, um daraus zu erkennen wie es mit der Gesundheit, Honigversorgung und Motivation aussieht. Wenn sich die einzelnen Waben im Honigraum füllen, macht mir das viel Freude.
In Summe betrachtet, gibt es gute und schlechte Jahre und diese gleichen Aufwand und Ertrag aus.
Für mich zählt aber eben auch, dass ich durch mein Hobby einen sehr positiven Beitrag für die Umwelt leiste. Überall, wo Bienen stehen, wird die Flora sehr viel abwechslungsreicher. Schon innerhalb von ein paar Jahren entsteht eine unglaubliche Vielfalt von Pflanzen.

Wie groß ist denn der Einfluss der Bienen auf unser Ökosystem?

Ich bin mir zwar nicht sicher, ob es tatsächlich stimmt, was Albert Einstein einst gesagt hat – er meinte nämlich, dass wir nur mehr wenige Jahre zu leben haben, wenn Bienen aussterben (Anm.: Zitat Albert Einstein: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“).
Unsere Ernährung würde aber in jedem Fall darunter leiden. Sollten Bienen aussterben, hätte die Menschheit in drei bis fünf Jahren ein großes Problem, weil es keine Nahrungsmittelvielfalt mehr geben würde. Zusammen mit den Bienen würden also auch sehr viele Obstsorten, Nutzpflanzen wie eben Raps oder andere Ölpflanzen nur noch geringe Erträge bringen. Ich versuche daher, dass ich mit meinen Bienenvölkern in Gebiete wandere, die nicht so belastet sind. Und dass ich dadurch zur Artenvielfalt beitrage. Viel mehr kann ich alleine nicht machen.

Na ja, das ist wohl wesentlich mehr als viele von uns machen bzw. machen können – vor allem wenn man bedenkt, dass Sie das schon seit vielen Jahren tun. Wie sind Sie überhaupt zu diesem Hobby gekommen?
Ich habe damals von einem befreundeten Imker einen Schwarm bekommen. Und nachdem das gleich von Anfang an recht gut funktioniert und Spaß und Freude bereitet hat, habe ich mich eingehender damit befasst. Und mit der Zeit ist daraus eine richtige Imkerei entstanden.

Das heißt, Sie haben das einfach mal so probiert?
Ich habe mir selbstverständlich Tipps von meinem Vater geholt, er hatte früher auch Bienen, musste jedoch wegen einiger Auslandsaufenthalte mit der Imkerei aufhören. An sich war es aber „Learning by doing“. Heute können Jungimker Kurse besuchen und sich so ganz einfach mit den Grundlagen der Bienenhaltung vertraut machen.

Wie zeitaufwändig ist dieses Hobby eigentlich?
Ich schätze durchschnittlich fünf bis zehn Stunden pro Woche. Wobei es im Frühling und Herbst mehr zu tun gibt, als im Winter und Sommer. Außerdem ist die Imkerei ein Beitrag für die unsere Gesundheit: Nicht nur legt man durchaus einige Kilometer am Abend zurück, man bewegt sich außerdem in der Natur.

Wer ist „uns“, wenn ich fragen darf?

Meine Frau und ich. Wir betreiben die Imkerei gemeinsam.

Factbox
Hermann Bohle (1964)

  • Projektmanager im Bereich Engineering bei der Hilti Corporation, Werk Schaan (FL), (www.hilti.com)
  • Verheiratet, zwei Kinder
  • Wohnt in Koblach

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