Warum die Post eine eigene Klinik braucht

Warum die Post eine eigene Klinik braucht
Tamara Hunziker arbeitet seit zwölf Jahren in der Briefklinik. Ihre Arbeit erinnert teilweise an ein Puzzlespiel.

Bern (CH) In Höchstgeschwindigkeit durchqueren Briefe im Briefzentrum Härkingen das Labyrinth von Förderbändern. Mitten zwischen all diesen Förderanlagen befindet sich die Briefklinik, der Arbeitsplatz von insgesamt zwölf Mitarbeitenden. Sie reparieren beschädigte Briefe oder ermitteln die rechtmässigen Empfängerinnen und Empfänger.

Motoren laufen, Maschinen rattern, tausende von Briefen rasen über die Förderbänder: Im Briefzentrum Härkingen geht wortwörtlich Tag für Tag die Post ab. Und mitten im hektischen Betrieb eine Oase der Ruhe: die Briefklinik. Hier arbeiten im Zwei-Schicht-Betrieb insgesamt zwölf Personen hochkonzentriert. Sie sind auf Spurensuche, setzen Briefe zusammen oder ergänzen unvollständige Postleizahlen, damit auch Irrläufer den Weg in die Briefkästen finden – manchmal eine regelrechte Detektivarbeit.

"Tag für Tag verarbeiten wir im Briefzentrum Härkingen mehrere Millionen Briefe, Werbesendungen, Zeitungen und Kleinwaren. Ein Bruchteil davon landet hier bei uns in der Briefklinik", erklärt Beat Rothacher, Teamleiter eben dieser Briefklinik.

Einer Klinik, in der nicht etwa Skalpell und Stethoskop zum Einsatz kommen, sondern Lupe und Klebestreifen. Denn hier sind die "Patienten" nicht Menschen, sondern Briefe, Couverts oder gar kleinere Pakete. Der Grund? Nicht alle Sendungen überstehen den Sortierprozess schadlos. Etwa dann, wenn ein Brief einen Gegenstand wie etwa eine Münze enthält und irgendwo an einer Maschine hängenbleibt oder die Verpackung den Inhalt nicht ausreichend schützt.

"Grundsätzlich ist jeder beschädigte Brief einer zu viel", sagt Beat Rothacher, "aber im Verhältnis zu den rund 6 Millionen Briefen, Werbesendungen, Zeitungen und Kleinwaren, die wir hier tagtäglich verarbeiten, landet bei uns nur ein sehr geringer Anteil. Er liegt im tiefen Promillebereich."

Tamara Hunziker arbeitet bereits seit zwölf Jahren in der Briefklinik. Sie sitzt konzentriert an ihrem Arbeitsplatz. Leicht beschädigte Briefe flickt sie mit einem Klebestreifen und versieht sie mit einem Entschuldigungskleber. Anschliessend gelangen diese Briefe wieder in den Sortierprozess. Schwer beschädigte Briefe oder Kleinwaren hingegen verschickt sie zusammen mit einem Begleitschreiben an die Absenderin oder den Absender zurück. Sie gibt ihr Bestes, einzelne Teile wieder zusammenzusetzen. "Tatsächlich fühlt es sich manchmal an, als würde ich Puzzle spielen. Man hat einzelne Stücke, setzt sie zusammen und macht daraus wieder ein Ganzes", erzählt sie mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Auf Spurensuche

Doch in der Briefklinik werden nicht nur Briefe repariert: Hier landen auch "unanbringliche Sendungen". Dabei handelt es sich um Briefe, die der Empfängerin oder dem Empfänger unter der angegebenen Adresse nicht zugestellt werden konnten. Dies ist dann der Fall, wenn beispielsweise bei einem Nachsendeauftrag die Nachsendefrist abgelaufen ist. Gleichzeitig können solche Sendungen der Absenderin oder dem Absender nicht retourniert werden, weil Angaben zur Person fehlen.

In solchen Fällen dürfen die Mitarbeitenden der Briefklinik Sendungen öffnen, um mehr über den Absender herauszufinden. Aufgrund des Briefgeheimnisses ist dies sonst tabu. Ist ein Absender oder eine Absenderin gefunden, erhält die Person den Brief wieder zurück. Führen die Anstrengungen nicht zum gewünschten Erfolg, bewahrt die Briefklinik den Brief auf, falls sich der Absender oder Empfänger noch melden sollten. Auf Spurensuche geht das zwölfköpfige Team auch bei Sendungen mit unvollständigen oder falschen Postleizahlen: Die Mitarbeitenden werden zu Detektivinnen und Detektiven und müssen auch mal zur Lupe greifen, um die Schriften zu entziffern.

Fische und Zähne: Kuriose Fundstücke
Pins, CDs, Schlüssel, Bücher, USB-Sticks, Gutscheine, oder gar Autoschilder: Tagtäglich finden nicht nur Sendungen, sondern auch um die 700 Gegenstände den Weg in die Briefklinik. Es sind Gegenstände, die entweder aus einem Brief oder einem Paket gefallen sind, oder aber bereits lose in einem Briefeinwurf landeten. Im Idealfall lassen sich die Gegenstände direkt der Empfängerin oder dem Empfänger zuordnen – etwa bei Schlüsseln: Oft sind diese mit einer Schlüsselfundmarke versehen und die Mitarbeitenden leiten sie an die Schlüsselfundstellen weiter.

Schwieriger wird es beispielsweise bei Memorysticks: Wenn es nicht möglich ist, einen Gegenstand einem Empfänger oder Absender zuzuordnen, landen die Fundstücke in der zentralen Fundstelle in Cadenazzo. Doch neben den genannten Gegenständen stossen die Mitarbeitenden von Zeit zu Zeit auch auf Kuriositäten. "Es ist erstaunlich, was wir hier alles aufspüren", erzählt Tamara Hunziker: "Zu den absurdesten Fundgegenständen zählen sicherlich ein Fisch, den wir entdeckt haben, aber auch Zähne finden wir immer mal wieder", erinnert sie sich. Doch solche Funde sind eher die Ausnahme.

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