Work-Life-Balance: Für Unternehmer eine besondere Herausforderung – doch sie lässt sich meistern

Work-Life-Balance: Für Unternehmer eine besondere Herausforderung – doch sie lässt sich meistern
Christian Köhler

Das verwundert kaum: Bei Firmenchefs hat Berufliches Priorität – das Privatleben muss meist zurückstehen. „Work“ und „Life“ sind nicht im Gleichgewicht! Wie groß das Missverhältnis ist, zeigt eine Unternehmerbefragung* von The Alternative Board (TAB): Wie viele Stunden beträgt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit und wie lang sind die jährlichen Urlaubsauszeiten? Was bereitet ihnen Stress und wie gehen sie die Herausforderungen des Alltags an? Schließlich: Wie „entlasten“ sie sich?

TAB bietet eine aussagekräftige Bestandsaufnahme. Der „Unternehmerboard“-Organisator hat darüber hinaus – zum Schluss dieses Artikels – einige Tipps zusammengestellt, die sich in der Praxis bewährt haben und im Arbeitsalltag einfach umsetzen lassen. Die Anregungen sollen Unternehmern helfen, „Work“ und „Life“ in eine Balance zu bringen.

Mehr Privatleben – vier Fünftel wünschen es sich

Der Wunsch, dass das Privatleben nicht zu kurz kommen möge, ist ausgeprägt: Leidglich 17,9 Prozent der Unternehmer sagen, dass die Work-Life-Balance für sie nur von untergeordneter Bedeutung sei. Der Großteil wünscht sich hingegen, genug Zeit für die Familie und Freunde sowie die privaten Interessen zu haben: Für 81,4 Prozent ist eine gute Work-Life-Balance daher erstrebenswert. Die Zielerreichung allein lässt oft zu wünschen übrig: Mehr als jeder Zweite (57,6 Prozent) findet, dass sein Familien- und Privatleben zu kurz kommt – mehr als jedem Dritten (35,1 Prozent) wird von der Familie und Freunden sogar zum „Vorwurf“ gemacht, zu wenig Zeit für sie zu haben.

Insbesondere die „ausufernden“ Arbeitstage stehen dem Privatem entgegen: Knapp zwei Drittel der Unternehmer (62,9 Prozent) arbeiten 50 bis über 70 Wochenstunden. Mit 40 oder weniger Stunden kommen gerade einmal 7,2 Prozent der Befragten aus. Zudem sind die Ferien kurz bemessen: Urlaub nehmen sich 58,3 Prozent nur für wenige Tage bis maximal vier Wochen im Jahr. Erholungsauszeiten von sechs Wochen oder mehr sind bei nur 6,6 Prozent der Unternehmer anzutreffen.

Beunruhigend: Häufig anzutreffen sind sogar Burnout-Symptome

Berufliche Sorgen verfolgen die Unternehmer selbst im Privaten: Fast jedem Zweiten (45,1 Prozent) gelingt es kaum noch, nach der Arbeit „loszulassen“ und das Geschäftliche auszublenden. Dass ihnen das Abschalten gut gelingt, sagen nicht einmal 17 Prozent der Firmenchefs. Die enorme Belastung macht sich sogar psychisch bemerkbar: So fühlen sich 56,9 Prozent der Unternehmer gelegentlich gestresst, erschöpft oder ausgebrannt. Die größten Stressfaktoren sind für sie Zeitdruck (53 Prozent) und die „Menge der Themen überhaupt“ (47 Prozent), gefolgt von negativen Personalthemen (Unzufriedenheit, Fluktuation) mit 37,7 Prozent.

Der Wettbewerbsdruck verursacht dagegen verhältnismäßig wenig Stress (11,9 Prozent), ebenso wie die technologische Entwicklung (17,9 Prozent). Mangelnde Zuarbeit setzt jeden Fünften unter Stress (20,5 Prozent), jeden Vierten plagen zudem Sorgen um die Ertragssituation (24,5 Prozent).

Entlastungsstrategien: Delegieren steht an der Spitze

Zur eigenen Entlastung und für eine bessere Work-Life-Balance setzen Unternehmer in erster Linie auf das Delegieren von beruflichen Aufgaben (58,9 Prozent) sowie sportliche Betätigung (55 Prozent). Maßnahmen der Arbeits- und Prozessorganisation wie das Priorisieren von Aufgaben (48,3 Prozent) oder das Zeitmanagement (38,4 Prozent) dominieren das Mittelfeld der entlastungsstrategischen Ansätze. 32,5 Prozent delegieren zudem auch private Aufgaben an Dritte. Am wenigsten versprechen sich die Unternehmer davon, auch im Privaten erstrebenswerte Ziele zu haben (19,9 Prozent). Jeder Neunte (11,9 Prozent) gibt an, überhaupt keine bestimmte Strategie zu haben.

Work-Life-Balance: Diese einfachen Tipps helfen sofort!
 
Unternehmensinhaber und mittelständische Geschäftsführer sind mit der Herausforderung konfrontiert, ihre berufliche Tätigkeit und ihr privates Leben in ein Gleichgewicht zu bringen. In der Praxis haben sich Strategien und Umstellungen bewährt, die sich zum Teil sehr leicht in den Arbeitsalltag integrieren lassen. Das können Sie tun, um das Ziel zu erreichen:
 
1) Zeitkiller ausschalten!
 
Im Erwerbsleben kommt es auf den Erfolg an – Selbstüberforderung durch Klein-Klein ist nicht das Ziel. Sorgen Sie daher für Effektivität! Identifizieren Sie die Faktoren und Umstände, die Sie hindern, Ihre Ziele zügig zu erreichen. Erfahrungsgemäß ist Perfektionismus ein nicht zu unterschätzender Zeitkiller – denn eine „nur“ gute Arbeit würde den meisten Auftraggebern auch genügen.
 
2) Prioritäten setzen!
 
Konzentrieren Sie sich in Ihrer Arbeit auf das Wesentliche. Priorisieren Sie die anstehenden Aufgaben nach Wichtigkeit und zeitlicher Präferenz. Setzen Sie sich Ziele, was Sie wann und mit welchem Ergebnis erledigt haben möchten.
 
3) Ungestört arbeiten!
 
Richten Sie eine „stille Stunde“ ein, damit Sie einmal am Tag komplett ungestört und konzentriert an Ihren Aufgaben arbeiten können. Leiten Sie Ihr Telefon um und lassen Sie sich nicht ablenken durch E-Mails. Am besten legen Sie ein bis zwei Zeitfenster fest, in denen Sie Ihre E-Mails bearbeiten. Auch mit Sprechstunden für Mitarbeiteranliegen minimieren Sie Störungen.
 
4) Mehr delegieren!
 
Lassen Sie sich mehr zuarbeiten: Sie müssen sich nicht um alles alleine kümmern! Ihre Mitarbeiter sind in der Lage, sich mit Sachfragen auseinanderzusetzen und Entscheidungsvorlagen aufzubereiten. Durch Einbeziehung in wichtige Entscheidungen fördern Sie zudem deren Motivation.

5) Anfragen prüfen!
 
Inhaber von kleineren Unternehmen tun sich schwer, Kundenanfragen nicht nachzukommen – aus Furcht, dies könnte den Verlust von Aufträgen zur Folge haben. Machen Sie es sich trotzdem zur Regel, Aufwand und Auswirkungen in Ruhe zu durchdenken und nie sofort zuzusagen.
 
6) Arbeitszeit begrenzen!
 
Ihr Arbeitseinsatz als Firmenchef sollte ein Limit haben. 40 Stunden pro Woche wie bei Ihren Angestellten sind ein gutes Maß. Nicht immer lässt sich das Ziel erreichen – aber behalten Sie es im Blick! Zeiten für die Anreise zu Kundenterminen dürfen Sie hier noch hinzurechnen.
 
7) Freie Wochenenden!
 
Arbeiten Sie nicht am Wochenende – auch wenn es verlockend ist, Unerledigtes in Angriff zu nehmen. Die kurze Pause vom Job brauchen Sie, um aufzutanken. Der Samstag und der Sonntag sollten daher Ihrer Familie, Freunden und Ihren privaten Interessen vorbehalten sein.
 
8) Privattermine eintragen!
 
Ein guter Weg, Privates nicht aus dem Blick zu verlieren, ist es, Termine frühzeitig in den Kalender aufzunehmen. Verfahren Sie genauso mit Zeiten, in denen Sie sich Ihren Interessen oder Hobbies widmen möchten. Auf diese Weise räumen Sie Ihrem Privatleben sprichwörtlich Zeit ein.
 
9) Wirklich „loslassen“!
 
Vielen Unternehmern gelingt es im Privaten kaum, das Berufliche auszublenden. Nutzen Sie einen privaten E-Mail-Account und ein privates Smartphone, damit Sie nicht damit in Berührung kommen. Schalten Sie Ihr Diensthandy aus und beschäftigen Sie sich nicht mit geschäftlichen E-Mails.
 
10) Urlaub nehmen!
 
Ihre Mitarbeiter haben einen Urlaubsanspruch von fünf oder mehr Wochen – und als weitblickender Unternehmer achten Sie strikt darauf, dass sie ihren Urlaub antreten. Planen Sie für sich selbst ähnliche Auszeiten fest ein – schließlich möchten Sie noch lange leistungsfähig sein.
 
11) Private Ziele!
 
Ihre Firma darf Ihr Leben niemals vollständig beherrschen. Suchen Sie sich private Betätigungsfelder, in denen Sie etwas bewirken möchten. Erst durch übergreifende, private Ziele entwickeln Sie jene menschliche Größe, die Sie auch als Unternehmenslenker brauchen.
 
Über den Autor Christian Köhler

Als Geschäftsführer der Peer-to-Peer Management GmbH holte Christian Köhler das Unternehmer-Coaching-System von The Alternative Board (TAB) 2016 aus den USA nach Österreich und in die Schweiz. In moderierten Unternehmerboards bietet das TAB Entscheidern kleiner und mittlerer Unternehmen in ganz Österreich sowie der Schweiz eine Plattform für den Erfahrungsaustausch und eine gegenseitige Beratung auf Augenhöhe. Wie Unternehmer „Work“ und „Life“ in die Balance bringen, steht dabei in den monatlichen moderierten Unternehmerboards immer wieder auf der Tagesordnung.

*The Alternative Board (TAB Austria) hat vom 1. September bis 21. November 2017 insgesamt 151 Inhaber und Geschäftsführer von KMU via Fragebogen befragt.

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