Wenn Maschinen denken lernen war Thema bei den Digital Business Trends in Wien

Wenn Maschinen denken lernen war Thema bei den Digital Business Trends in Wien
V.l.n.r.: Peter Gönitzer (Wien Energie), Sonja Watzka (Moderation), Wolfgang Lucny (DXC Technology), Franz Dornig (IBM Österreich), Alois Ferscha (JKU Linz), Judith Pertl (A1 Digital) und Friedrich Bleicher (TU Wien)

Wien (A) Maschinen treffen autonome Entscheidungen und passen die Produktion entsprechend an, vernetzte Haushaltsgeräte entlasten uns im Alltag. Welche Veränderungen durch künstliche Intelligenz (KI), additive Fertigung und neue selbstlernende Systeme zu erwarten sind, beleuchteten Expertinnen und Experten bei einer Veranstaltung der Plattform „Digital Business Trends“ (DBT) in Wien.

„Produkte und Industriesysteme werden mit menschenähnlichen kognitiven Fähigkeiten ausgestattet sein“, prognostizierte Alois Ferscha, Leiter des Instituts für Pervasive Computing an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz. Dabei gehe es um Wahrnehmen, Interpretieren, Verstehen, Lernen, Vorhersagen und entsprechendes Handeln. In diese Richtung würden beispielsweise selbstlernende Thermostate gehen, die mit vielen Sensoren ausgestattet sind, aus den Verhaltensmustern der Bewohner ihre Schlüsse ziehen und autonom handeln. Manche Produkte könnten ihre „Intelligenz“ auch zum Teil aus den Materialeigenschaften ableiten, wie etwa Schischuhe, bei denen sich im Falle eines hohen Krafteinsatzes des Fahrers das Material verhärtet.

„Wir haben auch Schuhe entwickelt, die erkennen, ob man sitzt oder liegt, ob man liest oder kocht. Dementsprechend nehmen sie Geräte im Haushalt komplett vom Netz, beispielsweise die Kaffeemaschine oder den Fernseher“, so Ferscha. Dadurch hätten sich bei Tests hohe Energieeinsparungen ergeben. Großes Potenzial sieht darin auch Wien Energie-Geschäftsführer Peter Gönitzer: „Wenn die Systeme intelligent genug sind, schalten sie die Geräte autonom aus und ein. Dadurch verschieben sich Lasten und man kann beispielsweise zu bestimmten Zeitpunkten Elektroautos laden.“ Industriesysteme würden laut Ferscha ebenfalls kognitiv und sollten letztendlich an das Denken der Menschen heranreichen: „Das liegt noch vor uns, aber da bewegen wir uns hin.“

Entscheidungen in Millisekunden
Den Status von Industrie 3.0 könnte man, umgelegt auf das Auto, mit Spurfolgeassistent und Abstandmesser vergleichen, Industrie 4.0 schon mit autonomem Fahren, erklärte Friedrich Bleicher, Vorstand des Instituts für Fertigungstechnik und Hochleistungslasertechnik an der Technischen Universität (TU) Wien. „Maschinen treffen Entscheidungen in einer Geschwindigkeit, wie es der Mensch kognitiv gar nicht kann“, so Bleicher. Immer wichtiger werde, dass Unternehmen stärker zusammenarbeiten „und dafür braucht es auch kooperierende Systeme, die zuverlässig sind und miteinander kommunizieren können“.

Was den Haushalt betrifft, habe er bei vernetzten Zahnbürsten viele der genannten Vorteile für absurd gehalten, etwa dass sich das Taschengeld der Kinder an der Putzdauer orientieren könnte. Die daraus gewonnenen Daten aber beispielsweise an Taxifirmen beziehungsweise Fahrdienstanbieter zu verkaufen, mache da schon mehr Sinn: „Wenn man weiß, dass Menschen rund 20 bis 25 Minuten nach dem Zähneputzen das Haus verlassen, lässt sich der Fuhrpark besser planen“, spielte er auf Anbieter wie Uber an. Gleichzeitig könnten etwa Stresshormone im Speichel gemessen werden, um das Risiko für einen Herzinfarkt einzuschätzen.

Dienstleistung statt Produkt
Ein starker Trend gehe auch in Richtung Dienstleistung statt Produkt. „Durch die Vernetzung ergeben sich für Unternehmen komplett neue Geschäftsmodelle“, sagte Judith Pertl von A1 Digital. Das Internet der Dinge (IoT) ermögliche die Wertschöpfungskette zu erweitern, indem zusätzliche Services zu den entsprechenden Produkten angeboten werden. So versuchen Hydrantenhersteller zusätzliche Dienstleistungen für Gemeinden zu entwickeln. Außerdem könnten Maschinenkapazitäten zur Verfügung gestellt werden, um eine bessere Auslastung zu erzielen.

„Hier ist ein neuer Zugang notwendig, um diese Dienste zu monetarisieren. Vieles hat man schon angedacht und die Technologie ist da. Das kann man schnell umsetzen“, so Franz Dornig von IBM Österreich. Voraussetzung dafür seien aber umfangreiche Fähigkeiten, die in vielen Unternehmen fehlen würden. „Das kann man aber mit Partnern aufbauen“, ist Dornig überzeugt.

Wichtig sei, stärker über Firmengrenzen hinaus zu denken und sich zu vernetzen – auch mit dem Mitbewerb, erklärte Wolfgang Lucny vom IT-Dienstleister DXC Technology: „In diesem Bereich werden wir noch viel an Innovation erleben.“ Trotz der neuen Möglichkeiten dürfe nicht vergessen werden, was man an 20 bis 30 Jahre alten Maschinen habe. „Es gilt, beide Welten zu integrieren, auch wenn das teilweise sehr schwierig ist. Hier sind noch viele Hausaufgaben zu erledigen“, so Lucny.

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