Vorarlberger Baubranche: Hochbau, Gewerbe und Industrie sowie Wohnbau ziehen wieder an

Vorarlberger Baubranche: Hochbau, Gewerbe und Industrie sowie Wohnbau ziehen wieder an
BM DI Franz Drexel, Innungsmeister der Bauinnung Vorarlberg

- Auch 2011 Rückgang der Auftragslage, jedoch geringer als in den Vorjahren
- Zurückhaltung bei Bund, Land, Gemeinden: Große Bauvorhaben fehlen
- Tiefbau erwartet starkes Minus – Wohnbau verzeichnet mehr Aufträge trotz steigender Preise

Die Vorarlberger Bauwirtschaft rechnet auch 2011 mit einem leichten Rückgang bei der Auftragslage – wenngleich nicht in dem Ausmaß, wie dies in den vorherigen beiden Jahren der Fall war. Nach 2009 lag das Minus auch 2010 bei rund neun Prozent. Für das heurige Jahr erwartet DI Franz Drexel, Innungsmeister der Bauinnung Vorarlberg, minus vier bis fünf Prozent: „Insbesondere der Tiefbau wird zum Rückgang beitragen. Der Hochbau hingegen zieht etwas an, vor allem da Gewerbe und Industrie wieder deutlich mehr investieren. Und auch beim Wohnbau geht es langsam bergauf.“ Einen Aufschwung erfuhr überdies ein Trend aus den späten 1990er-Jahren: „Grundbuch statt Aktien oder Sparbuch“ lautet die Devise und so investiert die Bevölkerung vermehrt in Realitäten.

Fährt man durchs Land, sieht man vielerorts Baustellen: So schreitet etwa der Bau der Hauptschule in Feldkirch-Gisingen stetig voran, der Umbau der ÖBB-Streckte zwischen St. Margarethen und Lustenau steht kurz vor dem Abschluss und auf der Rheintalautobahn werden zwischen Hohenems und Dornbirn die Fahrbahn und eine Brücke saniert. Blickt man jedoch in die Auftragsbücher der heimischen Bauunternehmen, wird deutlich, dass sich die Lage nur gering verbessert hat. Franz Drexel: „Vor allem der Tiefbau leidet unter dem Rotstift von Bund, Land und Gemeinden. Im Vergleich dazu geht es dem Hochbau besser. Das hängt aber wohl auch damit zusammen, dass hier sowohl Wirtschaft als auch Private mehr investieren.“ Gute Beispiele kommen aus dem Tourismussektor: In vielen Talschaften Vorarlbergs werden derzeit Projekte realisiert. So wird etwa in Gaschurn das Explorer Hotel Montafon, ein neues Design-Hotel, errichtet, das in der kommenden Winter-Saison eröffnet werden soll. Und auch der Umbau des Traditionshotels „Krone“ in Lech verläuft planmäßig.

Kleine Auswahl der Bauvorhaben im Land
Von Seiten des Landes wird betont, dass etwa im Bereich des Straßenbaus jedes Jahr Bauvorhaben in der Größenordnung von insgesamt rund 20 Mio. Euro ausgeschrieben werden. So wird etwa bis Ende September 2011 zur weiteren Schließung einer Lücke im Radwegenetz des Rheintals in Dornbirn an der L42 zwischen der Einmündung der Gemeindestraße „Furt“ und der Zufahrt zum Werbenhof ein straßenbegleitender Radweg errichtet. Auch werden etliche Brücken, beispielsweise die Balbierbachbrücke in St. Gallenkirch oder die Kirchbachbrücke sowie Pfudidetschbachbrücke in Satteins, erneuert. 2012 wird unter anderem die Ortsdurchfahrt in Klaus umgestaltet und Sicherungsmaßnahmen bei der Flexengalerie zwischen Klösterle und Lech vorgenommen. Im Hinblick auf den Umbau des Bahnhofs Lauterach Mitte und des Bahnhofs Hohenems werden die Ausschreibungen, laut ÖBB, „für Ende 2011/Anfang 2012 angepeilt“.

Konjunkturmotor Bauwirtschaft
„Es stimmt natürlich, dass derzeit zahlreiche Bauvorhaben in Angriff genommen werden, leider handelt es sich dabei aber um viele kleine Projekte. Der öffentliche Auftraggeber zeigt sich vor allem in Bezug auf große Bauvorhaben sehr zurückhaltend“, so Drexel. Vorarlbergs Bauunternehmer sind sich dessen bewusst, dass die öffentliche Hand derzeit nicht über die finanziellen Mittel verfügt, wie das noch vor Ausbruch der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise der Fall war. Allerdings nimmt die Bauwirtschaft eine wichtige Stellung als Konjunkturmotor ein, sind doch viele nachgelagerten Branchen direkt von der Baukonjunktur abhängig. Der Beschäftigungsstand liegt auch heuer bei rund 4.300 Mitarbeitern – laut Bauinnung ein stabiles, wenn auch niedriges Niveau.

„Bauen muss leistbar bleiben“

Im Wohnbau herrscht derzeit verhaltener Optimismus: Zwar haben die heimischen Wohnbauträger wieder etwas mehr Aufträge. Allerdings ist es eine Tatsache, dass Bauen immer teurer wird. Dazu tragen unter anderem gesetzliche Richtlinien und Rahmenbedingungen bei. Diese wurden in den vergangenen Jahren nämlich zunehmend umfangreicher und komplizierter. Und das treibt den Preis. Innungsmeister Drexel spricht sich ganz klar für umweltverträgliches Bauen und Alternativenergie aus, doch: „Man kann es mit den Vorschriften auch übertreiben. Die Ansprüche hierzulande sind sehr hoch. Das bedeutet natürlich, dass die Wohnqualität in Vorarlberg österreichweit, wenn nicht gar europaweit, zu den höchsten zählt. Bauen muss aber leistbar bleiben.“ In Gesprächen mit Politik und Behörden sei man jedenfalls bemüht, Vorschriften und Verwaltungsabläufe zu optimieren, damit für die Häuslebauer unterm Strich die Kosten-Nutzen-Rechnung stimmt.

Teure Rohstoffe und überhitzter Sanierungsbereich

Dass Bauen zunehmend kostenintensiv ist, hängt freilich auch mit den stetig steigenden Rohstoffpreisen zusammen: „Nicht fossile Brennstoffe werden teurer, sondern auch Stahl, Holz, Dämmmaterialien und andere mehr. In den letzten Jahren sind allein die Materialpreise am Bau um rund 30 Prozent gestiegen“, weiß Innungsmeister Drexel. Ein weiteres Problem besteht darin, dass der Sanierungsbereich derzeit total überhitzt ist. Fensterbauer haben fast keine freien Kapazitäten, was schließlich zu überhöhten Preisen im Wohnbau führt. Überdies sorgen Lieferengpässe immer wieder für Verzögerungen am Bau. „Die Sanierungsförderungen des Landes sind gut und wichtig, müssen aber auch wirtschaftlich dynamisch sein“, appelliert Franz Drexel.

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