Vorarlberger Bau- und Immobilienbranche appellieren: „Bauen muss leistbar bleiben“

Vorarlberger Bau- und Immobilienbranche appellieren: „Bauen muss leistbar bleiben“
BM DI Franz Drexel, Innungsmeister der Bauinnung Vorarlberg

Dornbirn (A) Vorarlbergs Bauwirtschaft verzeichnet dieses Jahr wieder mehr Aufträge im Hochbau und hier speziell im Wohnbau. Diese erfreuliche Nachricht kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Kosten im Wohnbau bereits seit geraumer Zeit im Steigen befinden. „Wir sind seit Jahren bemüht, unsere Besorgnis in Bezug auf die Preisentwicklung aufzuzeigen“, konstatieren Franz Drexel, Innungsmeister der Bauinnung Vorarlberg, und Elmar Hagen, Fachgruppenobmann der Immobilien und Vermögenstreuhänder, anlässlich der Fachgruppentagungen am 21. September.

Im Land der „Häuslebauer“ können sich immer weniger Menschen den Traum von den eigenen vier Wänden leisten. Dies ist einerseits auf die hohen Rohstoffpreise zurückzuführen. Andererseits wirken sich aber vor allem auch die Richtlinien des Österreichischen Instituts für Bautechnik (OIB), Brandschutzvorschriften, ökologische Vorschriften und Vorschriften für möglichst barrierefreies Bauen preistreibend aus. „Die Rahmenbedingungen wurden in den vergangenen Jahren zunehmend umfangreicher und komplizierter“, betont Innungsmeister Drexel. Im Hinblick auf Leistbarkeit, Ökologie und Barrierefreiheit haben die Maßnahmen gewiss wertvolle Impulse gesetzt, so Drexel weiter: „In der Kumulation erzeugen Sie jedoch einen enormen Preisschub. Und dieser, gepaart mit den Auswirkungen der Finanzkrise, trägt dazu bei, dass es im Wohnbau vermehrt zu einer Verlagerung von Eigentum zu Miete kommt.“ Wurden vor zehn Jahren lediglich 17 Prozent der Neubauwohnungen vermietet, sind es aktuell bereit 36 Prozent – also mehr als das Doppelte.

Gesetzliche Richtlinien sind zu komplex
Bei den Wohnbaurichtlinien sei man mittlerweile an einem kritischen Punkt angelangt, erklärt Franz Drexel: „Die Kosten-Nutzen-Rechnung der beabsichtigten Fördermaßnahmen geht sich unterm Strich nicht mehr aus. Zudem steht diese mittlerweile in keiner Relation mehr zur komplexen organisatorischen Abwicklung der Maßnahmen.“ Dass auch die OIB-Richtlinien, die als Grundlage für das Vorarlberger Baurecht seit Jänner 2008 verbindlich sind, große Probleme bereiten, ist kein Geheimnis. „Seit dem Jahr 2008 hagelt es Kritik und Beschwerden. Architekten, Bauträger, Bauunternehmer, aber auch Baubehörden haben ihre helle Not mit diesen Rahmenbedingungen, die mit normalem Aufwand zum Teil gar nicht mehr administrierbar sind“, weiß Drexel. Derzeit befinden sich sowohl Wohnbaurichtlinien als auch OIB-Richtlinien im Novellierungsstadium.

Land hat kein Geld mehr für „Häuslebauer“
Mitte September ließ die Meldung aufhorchen, dass das Land die Wohnbauförderungszusicherungen aktuell nicht mehr bedienen kann. Wenngleich Landeshauptmann Herbert Sausgruber daraufhin die Wohnbauförderung um 15 Mio. Euro aufstocken ließ, wird es wohl ab November dennoch zu Zahlungsengpässen kommen. Dass es überhaupt so weit kommen konnte, wird seitens des Landes mit der starken Nachfrage im Wohnbau- und Sanierungsbereich argumentiert. Laut Innungsmeister Drexel soll diese Entwicklung jedoch ausschließlich auf Letzteren zurückzuführen sein: „Hatte das Land 2008 noch einen Finanzierungsbedarf von rund neun Mio. Euro im Sanierungsbereich, lag dieser 2010 bei 85 Mio. Euro.“ Abgesehen von den Liquiditätsschwierigkeiten des Landes führt die Überhitzung im Sanierungsbereich derzeit auch dazu, dass beispielsweise Bauträger im Bereich des Fensterbaus hierzulande keine Angebote mehr bekommen und auf ausländische Erzeuger zurückgreifen müssen.

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