Vorarlberg sucht qualifizierte Fachkräfte – Mangel gefährdet Wachstum

Vorarlberg sucht qualifizierte Fachkräfte – Mangel gefährdet Wachstum
WKV-Präsident Manfred Rein, Tridonic CEO Walter Ziegler und WISTO-GF Dr. Joachim Heinzl

Feldkirch (A) Nach einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftskammer Vorarlberg und der WISTO unter 445 Betrieben, empfinden es 82 Prozent der Unternehmen mit technischen Berufsfeldern als schwierig bzw. sehr schwierig Fachkräfte zu finden.

„Dieser zunehmende Mangel an qualifizierten Mitarbeitern könnte den Aufschwung in den kommenden Monaten hemmen. Wenn die Betriebe die Arbeitnehmer nicht finden, die sie benötigen, um ihre Aufträge zu erfüllen, dann wird der Fachkräftemangel rasch zur Wachstumsbremse“, befürchtet Manfred Rein, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Nach ersten Schätzungen anhand der Umfrageergebnisse können künftig in Vorarlberg pro Jahr etwa 600 Fachkräfte-Stellen in technischen Berufsfeldern nicht besetzt werden. Die Hauptursache, warum es für die Unternehmen schwierig ist, Fachkräfte zu finden, liegt in erster Linie am Mangel an Bewerbern mit entsprechender Qualifikation.

Wachstumsbremse Fachkräftemangel
Ergänzende Interviews der WISTO zur Umfrage bestätigen diese Zahlen. 19 von 20 interviewten FirmenvertreterInnen spüren die derzeitigen Spannungen am Fachkräftemarkt, sechs sprechen sogar vom Fachkräftebedarf als wachstumshemmenden Faktor. 16 der befragten 20 Unternehmen bilden selbst Lehrlinge aus und sehen dies als wichtige personalpolitische Maßnahme. Über alle Ausbildungsniveaus hinweg (Lehre, HTL, Studium) wünschen sich die Unternehmen mehr AbsolventInnen in den Bereichen Maschinenbau, Elektronik und Bau.

Zugleich beginnen die Unternehmen gezielt ihr Image als Arbeitgeber zu stärken und ihre Bekanntheit zu steigern. Als Rekrutierungsmaßnahmen sind der direkte Kontakt zu Fachkräften, die Empfehlung über eigene Mitarbeitende und die Kooperation mit anderen Unternehmen, Institutionen sowie Bildungseinrichtungen Erfolg versprechend.

„In Zukunft sollen einerseits die überregionalen Anstrengungen der Unternehmen gebündelt werden, um nach außen eine bessere Position gegenüber Großkonzernen bzw. Metropolen zu haben. Andererseits sollen gezielt Maßnahmen gesetzt werden, um das in der Region verfügbare Fachkräftepotenzial bestmöglich zu erschließen“, erklärt Dr. Joachim Heinzl, Geschäfstführer der WISTO.

Tridonic reagiert auf Fachkräftemangel

Die Zumtobel Gruppe wirbt um Fachkräfte für den Standort Dornbirn und rekrutiert auf Initiative von Tridonic erstmalig in Spanien. Im September 2011 starteten drei junge Ingenieure bei Tridonic, zwei weitere Experten gehen bei der Marke Zumtobel einer beruflichen Herausforderung nach. Walter Ziegler, CEO der Tridonic erklärt: „Der Fachkräftemangel hierzulande verschärft sich permanent. Wir beugen vor und bauen Brücken für Experten. Dabei setzen wir erstens auf die umfassende Aus- und Weiterbildung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zweitens kooperieren wir mit Institutionen und Bildungsstätten. Und drittens beobachten wir die internationale Arbeitsmarktlage. Die Rekrutingaktion in Spanien war eine Reaktion auf die dortige hohe Arbeitslosenquote. Nun gilt es, unsere neuen Mitarbeiter zu integrieren – eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen“.

Durch Kooperationen mit Schulen, Hochschulen und Institutionen baut Tridonic Brücken zu geeigneten Nachwuchskräften. So rekrutiert Tridonic für den Standort Dornbirn – nicht zuletzt wegen der jahrelangen Zusammenarbeit mit der HTL-Rankweil und Bregenz - über 70 Prozent der Techniker aus der Region. Umso beunruhigender sei die sinkende Absolventenzahl, warnt Ziegler und fordert eine flexiblere Bildungslandschaft, die unter anderem eine fortführende Ausbildung für HTL-Absolventen mit Schwerpunkt Elektronik ermöglicht.

Notwendige Maßnahmen

Im Bereich der Lehre müsse laut Rein sichergestellt werden, dass die Schüler einen optimalen Ausbildungsstand nach der Pflichtschule erreichen. Dazu brauche es bestimmte Bildungsstandards, die regelmäßig überprüft werden müssen. Ein erster Ansatz in Vorarlberg ist das Pilotprojekt 8+ an den Vorarlberger Mittelschulen. Ziel ist es, frühzeitig die Kompetenzen der Schüler festzustellen und auf Mängel zu reagieren. Die Einführung der Berufsakademie soll die duale Ausbildung zusätzlich aufwerten.

„Einen wichtigen Schritt sehen wir auch in der Verstärkung der Bildungs- und Berufsorientierung besonders an den AHS. Zudem gehören alle Initiativen, mit dem Ziel mehr Frauen für technische Berufe zu gewinnen, evaluiert und nach gemeinsamen Synergien überprüft“, erklärt WKV-Präsident Rein.

Neuer Studiengang Elektronik/Elektrotechnik
Zudem fordert die Wirtschaftskammer den Ausbau der technischen Studiengänge an der FH Vorarlberg und im Besonderen die Einrichtung eines neuen Studienganges „Elektronik/Elektrotechnik“. Die Fachhochschule Vorarlberg müsse sich künftig verstärkt international positionieren, d.h. eine konsequente Bewerbung im Ausland und Öffnung für internationale/ausländische StudentInnen erfolgen

Ebenso sind die Zugangsvoraussetzungen für technische Studiengänge neu zu gestalten, „Sie sollten auch für Personen mit abgeschlossener Lehre und Berufserfahrung aus diesem Fachbereich zugänglich sein“, betont Rein im Sinne einer besseren Durchlässigkeit des Systems.

Weitere Informationen:
www.wisto.at | SERVICE | Infomaterial über Vorarlberg
http://www.zumtobelgroup.com/de/presse_center.htm

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