UniCredit EinkaufsManagerIndex: Österreichische Industrie erholt sich im Rekordtempo

UniCredit EinkaufsManagerIndex: Österreichische Industrie erholt sich im Rekordtempo
UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex (Quelle/Foto: IHS Markit/UniCredit Research)

Wien (A) UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex steigt im April auf Allzeithoch von 64,7 Punkten. Stärkstes Wachstum des Neugeschäfts seit Erhebungsbeginn 1998 sorgt für kräftige Ausweitung der Produktionsleistung. Beschäftigungsaufbau steigt auf höchsten Wert seit 33 Monaten. Lieferengpässe verschärfen sich. Starke Verteuerung von Vormaterialien belastet Ertragslage der österreichischen Betriebe. Der Optimismus in der Industrie hält an: Der Erwartungsindex für die Produktion in den kommenden zwölf Monaten liegt im April bei 70,6 Punkten, etwas geringer als im Vormonat.

Der Aufschwung der österreichischen Industrie setzt sich zu Beginn des zweiten Quartals 2021 fort. "Gestützt auf den Rückenwind aus dem asiatischen Raum und den USA hat sich in Österreich, im Gleichschritt mit den anderen Ländern Europas, die Erholung der Industrie im April erneut beschleunigt. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist auf 64,7 Punkte gestiegen, den höchsten Wert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1998. Damit signalisiert der Indikator ein Rekordwachstum der heimischen Industrie", meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Nach dem starken Einbruch während der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr 2020 befindet sich die Industrie bereits seit der zweiten Jahreshälfte im Aufwind. Seit dem Frühjahr 2021 nutzt sie die Unterstützung durch die weltweit hohe Nachfragedynamik für ein besonders hohes Wachstumstempo, das die heimische Industrie noch im laufenden Jahr zum Produktionsniveau von vor der Coronakrise aufschließen lassen dürfte.

Die österreichische Industrie profitiert von der starken, synchronen Erholung der globalen Industrie. Gleichzeitig entstehen dadurch jedoch auch Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vormaterialien, die sich in der Kostenentwicklung negativ niederschlagen.
"Der Anstieg des Neugeschäfts im Rekordtempo hat im April erneut zu einer starken Ausweitung der Produktion der österreichischen Industrie geführt, die folglich den Beschäftigtenstand kräftig erhöht hat. Die Kehrseite der schwungvollen Erholung sind extrem lange Lieferzeiten für viele Vormaterialien. Diese Engpässe treiben die Preise im Einkauf rasant nach oben", fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Umfrage zusammen.

In- und Ausland sorgen gleichermaßen für historisch stärkste Nachfragedynamik

Im April haben fast alle Komponenten des österreichischen Einkaufsmanagerindex positiv zum Rekordanstieg des Gesamtindex beigetragen. Wie schon im Vormonat war die Verbesserung der Auftragslage ein wesentlicher Impuls.

"Das Neugeschäft hat im April mit Rekordtempo zugenommen. Sowohl aus dem In-als auch aus dem Ausland stieg die Nachfrage nach 'Made in Austria' sehr kräftig an. Trotz der dynamischen Auftragsentwicklung haben die österreichischen Betriebe die Produktion jedoch etwas weniger stark ausgeweitet als im Vormonat, gebremst durch Lieferengpässe bei Vormaterialien“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Die heimischen Betriebe erhöhten ihre Einkaufsmenge so stark wie noch nie zuvor, trotzdem konnten die heimischen Betriebe die zusätzliche Nachfrage nicht erfüllen, sodass der Index für die Auftragsrückstände in der österreichischen Industrie im April auf einen neuen historischen Höchststand von 67 Punkten stieg. Im Gleichschritt verlängerten sich die Lieferzeiten auf beide Seiten der Lieferkette in neuem Rekordtempo.
Neben Engpässen bei verschiedenen Rohstoffen waren dafür auch eingeschränkte Transportkapazitäten und die Auswirkungen der Blockade des Suez-Kanals verantwortlich.

Den sechsten Monat in Folge mehr Jobs
Im April fiel die Produktionsausweitung erneut stärker als das Beschäftigtenplus aus, folglich verbesserte sich die durchschnittliche Produktivität im Sektor. Seit mittlerweile fast einem Jahr weist das Verhältnis des Produktionsindex zum Beschäftigtenindex auf einen Anstieg der Produktivität in der heimischen Industrie hin, nachdem der Ausbruch der Pandemie im Frühjahr zu einer schlagartigen, massiven Verschlechterung geführt hatte.

Aktuell hat das Tempo der Produktivitätsfortschritte jedoch nachgelassen, denn die heimischen Betriebe haben auf die stark gestiegene Nachfrage mit einer deutlichen Ausweitung der Produktion reagiert, die sich in einer starken Beschleunigung des Beschäftigungsaufbaus niederschlug. Der Beschäftigtenindex stieg auf 59,1 Punkte, den höchsten Wert seit Juli 2018. Seit sechs Monaten entstehen in Österreich unter dem Strich wieder neue Industriearbeitsplätze. Während sich in der Investitions- und in der Vorleistungsgüterindustrie das starke Wachstum fortsetzte, kam es nach einem Rückgang von acht Monaten in der Konsumgüterindustrie zumindest zu einer Stabilisierung der Beschäftigtenlage.

"Im Durchschnitt der ersten vier Monaten 2021 lag die Arbeitslosenquote in der österreichischen Sachgüterindustrie mit durchschnittlich 5 Prozent noch um ein Zehntel über dem Vergleichswert des Vorjahres. Mit der Fortsetzung des positiven Beschäftigungstrends in den kommenden Monaten wird sich die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2021 auf knapp über 4 Prozent verringern und damit spürbar niedriger als 2020 ausfallen", erwartet Pudschedl.

Kostensteigerungen und Lieferprobleme bestimmen Lagermanagement
Die österreichischen Industriebetriebe waren im April mit dem stärksten Kostenanstieg seit Umfragebeginn konfrontiert. Steigende Preise für Energie und Rohstoffe sowie höherer Transportgebühren vor allem für Waren aus Übersee verursachten bei vier von fünf Betrieben im Durchschnitt höhere Einkaufspreise.
Insbesondere die Preise für chemische Erzeugnisse, Elektronikteile, Metalle wie Aluminium und Stahl, Kunststoffe und Holz zeigten eine starke Aufwärtstendenz. Ungeachtet der starken Verteuerung von Vormaterialien war der Bedarf infolge der dynamischen Auftragsentwicklung sehr hoch, konnte jedoch infolge von Kapazitätsengpässen und Lieferproblemen nicht vollständig gedeckt werden, so dass die Bestände in den Vormateriallagern deutlich zurückgingen.

Aufgrund der starken Nachfrage der Abnehmer kam es zudem zu einem starken Rückgang der Bestände in den Verkaufslagern. Angesichts der scharfen Wettbewerbssituation waren nur rund 1/3 der Betriebe in der Lage ihre Abgabepreise an die gestiegenen Kosten zumindest teilweise anzupassen. Die große Mehrheit hielt ihre Preise dagegen stabil. "Die Verkaufspreise stiegen im April mit der höchsten Rate seit 10 Jahren. Der noch deutlich höhere Anstieg des Index der Einkaufspreise auf eine Rekordmarke von 85,7 Punkten signalisiert, dass die Hersteller mehrheitlich die höheren Kosten nicht an ihre Kunden weitergeben konnten. Die Ertragslage in der heimischen Industrie hat sich im Durchschnitt erneut verschlechtert, mittlerweile den sechsten Monat in Folge", meint Pudschedl.

Industriekonjunktur brummt weiter

Die in der zweiten Jahreshälfte 2020 eingesetzte Erholung der österreichischen Industrie hat sich zu Beginn des Frühjahrs 2021 erneut beschleunigt. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex hat im April mit 64,7 Punkten ein historisches Hoch erreicht und signalisiert einen besonders starken Aufschwung, der jedoch im Lichte des Einbruchs in der Coronakrise gesehen werden muss. Trotz des aktuell hohen Erholungstempos liegt die Kapazitätsauslastung der österreichischen Industrie weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt, was sich auch an der noch klar erhöhten Arbeitslosigkeit im Sektor widerspiegelt.

Die heimische Industrie sollte jedoch im Verlauf des Jahres das Produktionsniveau von vor der Coronakrise erreichen können. Die Aussichten dafür stehen ausgezeichnet, denn unmittelbar weist das positive und erneut gestiegene Indexverhältnis zwischen Neuaufträgen und den Lagerbeständen im Verkauf für die kommenden Monate auf eine dynamische Fortsetzung des Aufschwungs hin, denn mit den vorhandenen Lagerbeständen können die eingelangten Aufträge nicht ohne einer weiteren Steigerung der Produktion erfüllt werden.

Darüber hinaus sind die österreichischen Hersteller sehr zuversichtlich hinsichtlich des mittelfristigen Ausblicks. "Der Erwartungsindex, der die Geschäftseinschätzungen der heimischen Betriebe für die kommenden zwölf Monate widerspiegelt, ist geringfügig gegenüber dem Vormonat gesunken. Mit 70,6 Punkten wird jedoch im April einer der höchsten Werte seit Beginn dieser Umfragekategorie vor knapp neun Jahren erreicht. Die österreichischen Industriebetriebe sehen derzeit mit großem Optimismus in die Zukunft, gestärkt vom Aufschwung der Exportmärkte und der Hoffnung auf ein absehbares Ende der Störungen durch die Pandemie", meint Bruckbauer abschließend.

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