TPPV-Award für Bauwerkintegrierte Photovoltaik gekürt

TPPV-Award für Bauwerkintegrierte Photovoltaik gekürt
WK Simonsfeld Ernstbrunn-Architekt Georg W. Reinberg (Foto: Architekturbüro Reinberg ZT GmbH)

Wien (A) Zum mittlerweile zweiten Mal hat die Österreichische Technologieplattform Photovoltaik (TPPV) die besten Projekte für Bauwerkintegrierte Photovoltaik (BIPV) mit dem „Innovationsaward für Bauwerkintegrierte Photovoltaik“ prämiert. Eine internationale Jury aus verschiedenen Fachbereichen wählte aus insgesamt 22 Einreichungen die innovativsten und architektonisch anspruchsvollsten Projekte aus. Der BIPV-Award hätte eigentlich am 19. März beim PV Austria Kongress in Anwesenheit von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler vergeben werden sollen. 

Die Veranstaltung musste aber aufgrund der aktuellen Situation kurzfristig abgesagt werden. Stattdessen wurde nun ein Video produziert, das die Gewinner und deren Projekte vorstellt

Gebäude sind in erster Linie Energieverbraucher – immerhin benötigen sie etwa 40% des Gesamtenergiebedarfs in Österreich. Aber es geht auch anders: Bauwerke können ebenso essentiell bei der nachhaltigen Energiegewinnung der Zukunft sein – vor allem im Bereich der Solarenergie. Großes Potential steckt vor allem in der Photovoltaik, wenn die Gebäudehülle dafür clever genutzt wird. So können etwa Photovoltaikelemente die Funktion von Fassaden, Dächern, Sonnenschutzeinrichtungen und sogar Fensterscheiben übernehmen; abseits der Gebäude gilt es, Lärmschutzwänden, Parkflächen und anderen Infrastrukturen die zusätzliche Funktion der Stromversorgung zu geben.

„Die Möglichkeiten sind vielfältig: Ziel ist es, zukünftig bei jedem Neubau und jeder Renovierung die auf die Gebäudeflächen einfallende Energie zu nutzen und Photovoltaik bereits in frühen Phasen der Planung als Gebäudestandard zu berücksichtigen. Dafür gibt es vielfältige, kreative, innovative und ästhetische Lösungswege, die wir mit dem Award für Bauwerkintegrierte Photovoltaik auszeichnen und vor den Vorhang holen wollen“, betont Hubert Fechner, Obmann der Österreichischen Technologieplattform Photovoltaik (TPPV).

Bereits zum zweiten Mal konnten ArchitektInnen, Bauherren, PlanerInnen, EigentümerInnen und Unternehmen – privat oder gewerblich, industriell oder öffentlich ihre Projekte einreichen. Die Jury bildeten die hochkarätigen Mitglieder Francesco Frontini, SUPSI, (Schweiz), Marcus Rennhofer, AIT Austrian Institute of Technology GmbH (Österreich), Ursula Schneider, POS architekten ZT gmbh, (Österreich), Karl Viridén, Viridén + Partner AG, (Schweiz).

Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie begrüßt die Initiative: „Unser erklärtes Ziel ist es, dass Österreich bis 2030 100 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien bezieht. Die Photovoltaik spielt dabei eine wichtige Rolle. Die ausgezeichneten Projekte zeigen eindrucksvoll, welches Potential dabei gerade im Gebäudesektor liegt und welche Möglichkeiten der Energiegewinnung es zusätzlich zur allseits bekannten Photovoltaik-Anlage auf dem Dach gibt. Genau mit solchen Innovationen wird es uns gelingen im Klimaschutz voranzukommen und die Wirtschaft nach der Corona-Krise anzukurbeln. Das gibt den Menschen in Österreich Sicherheit und eine Zukunftsperspektive.“

Das sind die Gewinner des BIPV-Awards
Fünf der 22 eingereichten Projekte wurden als „Nominierte“ ausgewählt, drei davon wurden mit dem Innovationsaward ausgezeichnet:

Betriebsgebäude Windkraft Simonsfeld AG, Ernstbrunn / Niederösterreich
Einreicher: Architekturbüro Reinberg ZT GmbH
Architekt: Georg W. Reinberg, Architekturbüro Reinberg ZT GmbH
Beim Betriebsgebäude der Windkraft Simonsfeld AG handelt es sich um ein Plus-Energie-Gebäude, das nicht nur den Heiz- und Kühlbedarf sondern den gesamten Energiebedarf inkl. Mobilität abdeckt. Der Einsatz der Photovoltaik hat zwei Nutzen: Neben der Stromerzeugung wird auch eine Verschattung für passive Kühlung ermöglicht. Damit ist eine nach Süden hin große Glasfassade mit einem dahinter befindlichen nutzbaren Aufenthaltsbereich möglich, von dem man einen Blick ins Freie hat. Trotzdem benötigt das Gebäude wenig Energie. Die Jury lobte vor allem „die sehr umfassende Betrachtungsweise inkl. der gewählten Baumaterialien und den Blick auf den gesamten Lebenszyklus, was auch den späteren Rückbau umfasst. Zudem wurden Naturmaterialen mit geringem CO2-Potential eingesetzt.“

Mehrfamilienhaus mit Energiezukunft, Zürich / Schweiz
Einreicher: Kioto Solar / KIOTO Photovoltaics GmbH
Architekten: Rene Schmid Architekten AG
Das Mehrfamilienhaus mit Energiezukunft in Zürich-Leimbach zeigt eine wegweisende Lösung für die zukünftige Energieversorgung. Mit Photovoltaikmodulen auf Dach und Fassade als hocheffiziente und ganzjährige Stromerzeuger, e-Gas/Biogas als Energieträger, dem Erdgasnetz als Speicher, der Power-to-Gas-Technologie sowie der neuen Hybridbox als Herzstück kann das Haus sogar im Winter Strom ins Netz abgeben. Das war bis jetzt undenkbar für ein Photovoltaikhaus. Die PV-Module sind zwar Standard-Module aber wie einzelne Hautschuppen angeordnet und mit neutralen Farben bzw. Drucken ansprechend gestaltet. „Das ist wichtig für die Akzeptanz der Technologie im städtischen Bereich“, erklärt die Jury.

MPREIS Tiefkühlhalle, Völs / Tirol
Einreicher: MPREIS Warenvertriebs GmbH
Architekt: Seelos Architekten ZT GmbH
Seit der Inbetriebnahme der ersten Photovoltaikanlage bei MPREIS im Jahr 2006 ist die Energiequelle Solarstrom ein fester Bestandteil des nachhaltigen Energiebereitstellungskonzeptes des Unternehmens. Aufgrund produktionstechnischer Erfordernisse wurde im Jahr 2017 die Kapazität des Tiefkühllagers erweitert. Im Zuge dieser Erweiterung wurde die auf diesem Gebäude installierte Photovoltaikanlage ausgebaut, wobei ein großer Teil in die Fassade integriert wurden. Damit entstand eine aktive Photovoltaikfläche von insgesamt 1.475m² in den verschiedenen Fassadeflächen. Das Projekt Tiefkühlhalle MPREIS zählt damit zu den größten Fassaden-PV-Systemen Österreichs. „Es ist die ideale Überlappung von energetischem Bedarf (Kühlung) und photovoltaischer Energiebreitstellung“, kommentiert die Jury.

Weitere Nominierte – von insgesamt 22 Einreichungen

SONNENPARKPLUS Wetzikon – ein Gebäude für die nächste Generation, Wetzikon / Schweiz
Einreicher: ertex solartechnik GmbH
Architekten: Arento AG
Beim Mehrfamilienhaus SonnenparkPLUS in Wetzikon in der Schweiz wurden neben anderen Energiesparmaßnahmen zwei Photovoltaikanlagen verbaut, um es so energieeffizient wie möglich zu gestalten. Durch die Integration der Solarstrommodule in die Gebäudehülle und auf dem Dach kann mehr Energie gewonnen werden, als von den BewohnerInnen über ein Jahr betrachtet benötigt wird. Das Mehrfamilienhaus bildet einen kompakten Körper, südseitig mit Photovoltaik-Elementen und nordseitig mit einer vorvergrauten Holzschalung. Die Jury lobt hier vor allem, „dass ein hochwertiges Material- und Energiegesamtkonzept verfolgt wurde. Es wurden Lehm, Holz und rezyklierte Rohstoffe eingesetzt. Der Eigenverbrauchsanteil ist mit 60% markant hoch.“

Bürogebäude des „Dachverbandes der österreichischen Sozialversicherungen“, Wien
Einreicher: Schöberl & Pöll GmbH
Architekten: Chaix & Morel et Associés atelier d'architecture (Paris) und Christian Anton Pichler ZT GmbH (Wien)
Bei diesem Projekt handelt es sich um die Generalsanierung des in den 1970er Jahren errichteten Büro- und Verwaltungsgebäudes des „Dachverbandes der österreichischen Sozialversicherungen“ sowie um die Errichtung von Zubauten (insbesondere Konferenzsaal und Restaurant). Das Hochhaus erhielt eine neue Fassade, die als zeitgemäße Gebäudehülle entwickelt wurde und die unterschiedlichen Gebäudevolumen strukturiert, animiert und als Ensemble wirkt. Die Dachfläche wird als „fünfte“ Fassade betrachtet und wertet das Bauwerk optisch-ästhetisch auf. Die Fassade wurde auf Basis der Anforderungen aus dem Passivhausstandard mit sehr guten thermischen Eigenschaften konzipiert. „Sie erfüllt damit die Energiebauvorschriften der kommenden Jahre“, ergänzt die Jury.

Leuchtturmprojekte ebnen den Weg für Energiewandel
„Auch heuer zeichnen sich die eingereichten Projekte wieder durch einen hohen Anspruch an Nachhaltigkeit aus. Besonders wichtig bei der Auswahl waren uns innovative PV-Lösungen gepaart mit architektonisch und ästhetisch ansprechender Gestaltung und Integration in der Gebäudehülle“, fasst Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds zusammen. „Mit Leuchtturmprojekten wie diesen ist der Wandel von einem Gebäude als Stromverbraucher hin zu einem Gebäude als Stromerzeuger vorgezeichnet“, freut sie sich.

Der 2. Innovationsaward für Bauwerkintegrierte Photovoltaik wird vom Klima- und Energiefonds, dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, der ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH sowie den Innsbrucker Kommunalbetrieben unterstützt und von der Österreichischen Technologieplattform Photovoltaik in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Photovoltaic Austria organisiert.

Über die Österreichische Technologieplattform Photovoltaik
Der Verein Österreichische Technologieplattform Photovoltaik wurde im Mai 2008 als gemeinsame Initiative der in Österreich produzierenden Betriebe im Bereich der Photovoltaik sowie den relevanten österreichischen Forschungseinrichtungen gegründet. Innovation und Forschung für die heimische Photovoltaik-Wirtschaft sollen optimiert werden, um eine Vergrößerung der österreichischen Wertschöpfungsanteile am globalen Photovoltaikmarkt zu erreichen. Die Plattform zählt aktuell 23 Mitglieder aus den Bereichen Industrie, Forschung und Interessenvertretungen.



Auf Social Media Teilen:          

TPPV | Österreichische Techologieplattform Photovoltaik

  Mariahilferstraße 37-39, 1060 Wien
  Österreich

Kein Logo vorhanden

Könnte Sie auch interessieren