Studium mit Zukunft: „Der Wert des Netzwerks“

Studium mit Zukunft: „Der Wert des Netzwerks“
Regine Bolter

Dr. Regine Bolter, Studiengangsleiterin Informatik an der FH Vorarlberg, ist sich sicher, dass beruflicher Erfolg nicht nur von der Ausbildung, sondern auch von aufgebauten Netzwerken abhängt. Beides möchte sie ihren Studierenden ermöglichen.

Was hat es mit dem Wert des Netzwerks auf sich?

Meiner Meinung nach hat man nie alleine Erfolg im Beruf, sondern es hängen immer mehrere Menschen daran. Man hat Kunden, Mitarbeiterinnen, Lieferanten. Wer also ein gutes Netzwerk aufgebaut hat, weiß genau, wo er seine Kontakte finden und effektiv nutzen kann. Das ist zum Beispiel bei der Suche nach Fachkräften, Spezialistinnen oder Ratgebern ungemein nützlich.

Und wie kommt man zu Netzwerken?

Netzwerke sammelt man sehr oft unbewusst – in der Schul- und Studienzeit, in der Freizeit und dann natürlich auch im Berufsleben. Früher habe ich zum Beispiel mit den Kollegen aus der HTL gejasst und gefeiert und heute sitzen diese in Unternehmen an wichtigen Stellen und ich kann sie um eine ehrliche Meinung bitten. Oder umgekehrt können sie bei mir Anfragen ob wir einen guten Absolventen oder eine gute Absolventin hätten, die in ihr Unternehmen passen würde.

Sie arbeiten also mit der Wirtschaft Vorarlberg zusammen?
Ja, im Bereich Informatik befragen wir ganz gezielt bei zehn bis fünfzehn Unternehmen aus der Region, was ihr Qualifikationsprofil für Personal in der Informatik ist, was diese in Zukunft können und gelernt haben müssen. Dieser Input ist enorm wichtig. Aus diesen, zum Teil verschiedenen Anforderungen suchen wir die Gemeinsamkeiten heraus, definieren danach die Lernziele des Studiums und liefern so Absolventinnen und Absolventen, die von den Unternehmen langfristig eingesetzt werden können.

Liegt darin vielleicht ein Erfolgsfaktor für Informatik und die ganze FH Vorarlberg?
Ganz bestimmt. Die FH Vorarlberg erhält laufend Auszeichnungen, erst letztes Jahr wurde Informatik als bester Studiengang in Österreich geehrt und gerade eben wurde unsere FH von 150 Personalchefs als beste Fachhochschule Österreichs im Bereich Technik bewertet.
Wir haben hier einen hohen Qualitätsanspruch und das wird in der Wirtschaft geschätzt. In Informatik müssen Studierende zum Beispiel nach drei Jahren objektorientiert programmieren können. Diese Hürde schaffen nicht alle. Außerdem haben wir so kleine Gruppen, dass wir wirklich jeden Studierenden einzeln überprüfen und unterstützen können. Diese Faktoren und die Zusammenarbeit mit den Unternehmen ergeben das ausgezeichnete Paket.

Ich habe das Gefühl, die Wirtschaft in Vorarlberg profitiert enorm von der FH Vorarlberg. Stimmt das?
Der Wert der FHV für die regionale Wirtschaft und Gesellschaft ist sehr groß, denn wir bilden genau die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus, die die Wirtschaft braucht. Ein hoher Prozentsatz unserer Absolventinnen und Absolventen bleibt auch wirklich im Land. Zusätzlich zu unserem Kerngeschäft, dem Studium,  arbeiten wir  als wahrscheinlich forschungsstärkste FH Österreichs sehr stark in Forschungs- und Entwicklungsprojekten mit Unternehmen zusammen. Weiters führen wir pro Jahr über 100 diverse Veranstaltungen durch, die zur Information und Vernetzung unter Unternehmen da sind und immer gut besucht sind.

Wie viele Studierende bleiben Vorarlberg erhalten?

Pro Jahr schließen ca. 320 Absolventinnen und Absolventen ein Studium an der FHV ab. Über 70% von ihnen bleiben im Land. Das ist ein sensationeller Wert. Vor allem auch, wenn man bedenkt, dass 75 bis 80% der Studierenden Vorarlberger sind.

Warum bleiben so viele Absolventen der FH Vorarlberg hier?
Ein Erfolgsfaktor ist ganz sicher das Pflichtpraktikum, das die Studierenden während des Studiums absolvieren müssen. Da können sie Arbeitsluft schnuppern und machen nicht nur einen klassischen Studentenjob, sondern werden von den Unternehmen wirklich ihren Qualifikationen entsprechend eingesetzt. Das Berufspraktikum ist ein Teil des Studiums, es wird auch von der FH Vorarlberg begleitet und im Nachhinein reflektiert. Mehr als die Hälfte der Studierenden bekommen dabei ein konkretes Jobangebot für die Zeit nach dem Studium. Hier hilft das gute und partnerschaftliche Netzwerk der FHV mit den Unternehmen in der Region den Studierenden ungemein.

Zum Schluss noch ein Themenwechsel: Informatik wird doch noch als Männerstudium gesehen – wie ist Ihre Meinung dazu?
Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Ich glaube, Smartphones und Apps usw. haben dazu beigetragen, dass sich vermehrt Frauen für Informatik interessieren. Heute haben wir nahezu 30% Frauen, die den Bachelor in Informatik machen. Ich finde überhaupt, dass Informatik ein Fach ist, das für Frauen sehr gut geeignet ist. Hier muss man sehr analytisch denken können, um herauszufinden, was die Kunden und Kundinnen brauchen und dann kommunikativ stark sein – eindeutig eine Eigenschaft, die weiblich ist. Informatik spielt sich im Kopf ab, da bricht man sich keinen Fingernagel ab. Auch die Nachfrage aus den Unternehmen nach Frauen ist sehr hoch. Diese schätzen die höhere Diversität durch Frauen in ihren Teams.

Macht die FH Vorarlberg speziell etwas, um das Interesse von Frauen zu wecken?

Über viele Jahre gab es den Aktionstag „Frauen in technische Zukunftsberufe“, der wird gerade überarbeitet. Ganz neu ist der „Technik Tratsch“. Hier werden Technik Studentinnen, Absolventinnen und interessierte Frauen eingeladen - in die Bibliothek der FHV, es gibt immer einen Vortrag mit anschließender Diskussion, eine Kleinigkeit zu Essen und zu Trinken und natürlich Zeit zum Netzwerken. Der Letzte Vortrag war über das Frauenbild in Vorarlberg in den vergangenen 200 Jahren. Im Herbst wird der nächste „Technik Tratsch“ sein mit einem Vortrag aus der Hirnforschung, wo es darum geht, wo wirklich die Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Lernen sind. Das kommt sehr gut an und mittlerweile fragen auch schon Männer nach, ob sie teilnehmen dürfen. Aber da mussten wir nein sagen – denn diese Veranstaltung ist wirklich nur für Frauen zum Tratschen und natürlich Netzwerken.

Zur Person:
Prof. (FH) DI Dr. Regine Bolter

  • Alter: 43 Jahre
  • Ausbildung: HTL Rankweil für Nachrichtentechnik und Elektronik
  • TU Graz Telematik Diplom- und Doktoratsstudium
  • Berufsweg: Universitätsassistentin an der TU Graz
  • Seit 2002 an der Fachhochschule Vorarlberg
  • Seit 2003 Studiengangsleiterin Informatik

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