Österreichs Industrie folgt trotz Griechenlandkrise nun langsam dem positiven europäischen Trend

Österreichs Industrie folgt trotz Griechenlandkrise nun langsam dem positiven europäischen Trend
Bürogebäude Julius Tandler-Platz in Wien (Foto: Bank Austria)

Wien (A) Die Industriekonjunktur belebt sich, der Rückenwind nimmt zu. „Der Bank Austria EinkaufsManagerindex ist im Juni auf 51,2 Punkte gestiegen. Das ist der höchste Wert seit mehr als einem Jahr. Den dritten Monat in Folge liegt der Indikator nun im Wachstumsbereich“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

In der aktuellen Umfrage unter österreichischen Einkaufsmanagern des Produktionssektors überwiegen die positiven Signale. „Nach einem deutlichen Auftragszuwachs wurde die Produktion im Juni abermals gesteigert. Auch höhere Einkaufspreise und längere Lieferzeiten weisen auf eine Belebung der österreichischen Industriekonjunktur hin. Allerdings geht die Beschäftigung im Sektor weiter zurück“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage zusammen, die von Markit im Auftrag der Bank Austria monatlich erstellt wird.

Die spürbare Verbesserung der Auftragslage hatte maßgeblichen Anteil am aktuellen Anstieg des Bank Austria EinkaufsManagerIndex. „Die Nachfrage nach `Made in Austria´ hat sowohl aus dem In- als auch Ausland so stark zugenommen wie zuletzt vor fast eineinhalb Jahren. Insbesondere mehr Aufträge aus dem europäischen Ausland sorgten für eine Ausweitung der Produktion, mittlerweile den dritten Monat in Folge“, so Bruckbauer. Aufgrund des kräftigen Zuwachses an Neu- und Folgeaufträgen nahmen die Auftragspolster erstmals seit 15 Monaten wieder etwas zu, was vereinzelt sogar zu Kapazitätsengpässen führte. Die durchschnittlichen Lieferzeiten verlängerten sich im Juni daher stark. Jeder achte befragte Betrieb berichtete sogar von Lieferproblemen.

Trotz des verbesserten Nachfrageumfelds und der Ausweitung der Produktion ist die Beschäftigung im Juni weiterhin rückläufig. Bereits seit September des Vorjahres gehen Jobs im heimischen Produktionssektor verloren. „Gegenüber Herbst 2014 hat sich der Beschäftigtenstand in Österreichs Industrie um rund ½ Prozent bzw. etwa 2.800 Personen auf unter 580.000 verringert. Während im Vorleistungsgüterbereich im Juni Jobs abgebaut wurden, vermeldeten die Konsum- und Investitionsgüterhersteller jedoch steigende Beschäftigung. Zwar setzt sich insgesamt der Rückgang der Beschäftigung fort, jedoch ist im Juni auch am Arbeitsmarkt ein wenig Licht am Ende des Tunnels in Sicht“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Erstmals seit neun Monaten stiegen die durchschnittlichen Einkaufspreise im Juni wieder an. Wechselkurs- und nachfragebedingt kam es zu Preissteigerungen. Gleichzeitig führte der scharfe Wettbewerb zum zwölften Mal hintereinander zu einem Rückgang der Verkaufspreise. „Im vergangenen halben Jahr hat die österreichische Industrie von sinkenden Preisen für Rohstoffe und Vormaterialien profitiert. Im Mai hatte dieser Trend gestoppt. Die aktuelle Preissteigerung im Einkauf bei gleichzeitigen moderaten Preisnachlässen im Verkauf hat die Ertragslage der heimischen Industriebetriebe im Durchschnitt noch etwas stärker angespannt“, so Pudschedl.

Europaweit waren im Juni Signale einer Verbesserung der Industriekonjunktur erkennbar. Der vorläufige EinkaufsManagerIndex für die Eurozone ist um 0,3 auf 52,5 Punkte gestiegen und erreichte damit den höchsten Wert seit über einem Jahr. Die Erholung in Europa festigt sich auch dank Rückenwind vom Exportgeschäft, der vom schwächeren Euro unterstützt wird. Die österreichische Industrie wird mitgezogen werden. Die heimische Industrie ist daher auf Kurs für ein Wachstum von 2 Prozent im Jahresdurchschnitt 2015. „Die Unsicherheit rund um Griechenland könnte zwar kurzfristig die Märkte und die Stimmung der Wirtschaft belasten, eine Rückkehr der Eurokrise von 2011/12 ist jedoch extrem unwahrscheinlich und daher wird Österreichs Wirtschaft seine Erholung im zweiten Halbjahr fortsetzen können", so Bruckbauer. Begründet wird dies mit den inzwischen getroffenen Maßnahmen im Euroraum, allen voran das OMT Programm der EZB, mit dem die EZB bei Anzeichen einer Ansteckung eines anderen Landes sofort mit Staatsanleihekäufen reagieren könnte. Dieses Mittel stand 2011/12 noch nicht zur Verfügung. Zudem hat sich die Budgetsituation in den meisten Euroländern inzwischen deutlich verbessert. Mit einer leichten erneuten Abschwächung des Euro und mit Volatilitäten bei den Anleihen und Aktien ist jedoch zu rechnen.

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