Mitarbeiter-Sharing zwischen 19 renommierten Unternehmen und 44 Hotel- und Gastronomiebetrieben

Mitarbeiter-Sharing zwischen 19 renommierten Unternehmen und 44 Hotel- und Gastronomiebetrieben
Anstatt zu jammern, planen diese Hoteliers, gemeinsam mit der HTW Chur, in einem Workshop nächste Schritte im Projekt «Mitarbeiter-Sharing». (Foto: HTW Chur)

Chur (CH) Anstatt zu jammern, spannen 19 renommierte Unternehmen mit 44 Hotel- und Gastronomiebetrieben aus Graubünden und dem Tessin zusammen. Damit wollen sie saisonalen Fachkräften eine ganzjährige Perspektive bieten und diese längerfristig an ihr Unternehmen binden. Das Projekt wurde von der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur lanciert und steht unter ihrer Leitung.

Der Fachkräftemangel ist im stark saisonal geprägten Tourismus in Graubünden und dem Tessin ein vieldiskutiertes Thema: Die Mitarbeitenden sind aufgrund von Saisonverträgen mit einer Einkommensunsicherheit über das Jahr konfrontiert. Daneben müssen Mitarbeitende mit unregelmässigen Arbeitszeiten und Wochenendeinsätzen rechnen. Gleichzeitig sind die Löhne aus Wettbewerbsgründen eher tief. Zudem fällt die gesellschaftliche Wertschätzung gegenüber touristischen Berufen bescheiden aus. Diese Faktoren führen zu einer tieferen Attraktivität von Tourismusberufen.

Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel
«Mitarbeiter-Sharing» heisst das Projekt, welches mit Unterstützung des Fördervereins der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur lanciert wurde. Es überträgt den Trend der Sharing-Economy auf die Personalpolitik: Betriebe mit unterschiedlichen Spitzen im Sommer und Winter sollen sich dabei die Mitarbeitenden teilen. Kooperation ist nicht nur Theorie, sondern auch im Projekt gelebte Praxis: die zahlreichen am Projekt beteiligten Unternehmen sind nicht nur äusserst renommiert, sondern kommen aus den Kantonen Graubünden und Tessin sowie Luzern und Thurgau. Mit dabei sind mit hotelleriesuisse Graubünden und Ticino auch die Branchenverbände der hauptsächlich vertretenen Kantone. Ebenso involviert sind die Wirtschaftsförderung sowie die Arbeitsämter aus Graubünden und dem Tessin. Die Projektleitung liegt beim Schweizerischen Institut für Entrepreneurship SIFE als Innovationsspezialistin, welches mit dem Institut für Tourismus und Freizeit ITF kooperiert. Beide Institute sind Teil der HTW Chur.

Win-Win-Win-Situation
Das Projekt «Mitarbeiter-Sharing» bedeutet eine Win-Win-Win-Situation: erstens für die Mitarbeitenden, welche eine spannende berufliche Perspektive bekommen. Zweitens für den Betrieb, welcher die Qualität der Dienstleistung steigern und die Fluktuationskosten senken kann. Und drittens für die beiden Kantone, welche die Rahmenbedingungen für den Tourismus verbessern und dabei auch noch Arbeitslosengelder sparen können. Dieses Potential liegt jährlich bei CHF 11 Millionen in Graubünden und CHF 20 Millionen im Tessin. Auch das Sparpotential bei den Fluktuationskosten für die Betriebe dürfte in der personalintensiven Hotellerie und Gastronomie erheblich sein.

Mitarbeitende im Fokus
Das Projekt kann nur erfolgreich sein, wenn die Mitarbeitenden für die Idee des «Sharing» zwischen Graubünden und dem Tessin empfänglich sind. Das wichtigste Resultat der Befragung von rund 150 Mitarbeitenden durch die HTW Chur: 79 Prozent der Mitarbeitenden können sich vorstellen mitzumachen. Das sind fast doppelt so viele wie die Hoteliers vermuteten (43 Prozent). Mitarbeitende im Saisontourismus sind oft jung und ungebunden. Bei der Weissen Arena Gruppe in Laax sind z.B. zwei Drittel der Saisoniers im Bereich Gastronomie und Beherbergung unter 30 Jahre alt. Viele Saisonangestellte sind entsprechend flexibel und bereit, an verschiedenen Orten zu arbeiten und etwas Neues auszuprobieren.

Image und Perspektive
Wo liegen die Ansatzpunkte, um mit einem solchen Sharing-Modell attraktiv zu sein? Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass es vielen Mitarbeitenden nebst dem Lohn wichtig ist, längerfristige Perspektiven zu haben, gefördert zu werden und die Möglichkeit für einen Karriereaufstieg zu erhalten. Ambitionierte Saisonfachkräfte wollen zudem in erfolgreichen Betrieben mit Vorbildern – z.B. bei bekannten Köchen und Köchinnen oder Häusern mit einem gewissen Renommée – arbeiten. Weitere bedeutende Faktoren sind eine attraktive Lage des Betriebs und/oder der Destination sowie die Verfügbarkeit von kostengünstigen Personalwohnungen.

Pilotprojekt mit vier Dimensionen
Das Projekt «Mitarbeiter-Sharing» möchte sich zu einem umsetzungsorientierten Pilotprojekt entwickeln. Zusammen mit der Projektgruppe soll nun die Kooperation in vier Dimensionen entwickelt werden: die Angebotsentwicklung für Mitarbeitende sowie die Kommunikation zwischen den Projektpartnern und -partnerinnen ist dabei genauso ein wichtiges Thema wie die Kommunikation mit den Mitarbeitenden, die Ausarbeitung von Rahmenverträgen sowie die Anpassung bzw. Harmonisierung von politischen Rahmenbedingungen für die Anstellungen von Fachkräften in der Saison-Hotellerie und -Gastronomie.

Renommierte Projektpartner/innen
Die 19 am Projekt beteiligten Unternehmen verfügen über 44 Hotel- und Gastronomiebetriebe, in welchen insgesamt rund 800 Ganzjahresstellen und über 1‘300 Saisonstellen angeboten werden. Die Lohnsumme der Betriebe beläuft sich jährlich auf insgesamt rund CHF 100 Millionen.

Graubünden

  • Badrutt’s Palace (St. Moritz)
  • Belvédère Hotelgruppe (Scuol)
  • Carlton Hotel (St. Moritz)
  • Hotel Chesa Rosatsch (Celerina)
  • Hotel Grischa (Davos)
  • Maiensässhotel Guarda Val (Lenzerheide)
  • Hotel Schweizerhof Lenzerheide (Lenzerheide)
  • Tschuggen Grand Hotel (Arosa)
  • Bio-Hotel Ucliva (Waltensburg)
  • Valsana Sporthotel (Arosa)
  • Waldhotel Davos (Davos)
  • Weisse Arena Gruppe (Laax)


Tessin

  • Hotel Arancio (Ascona)
  • Hotel Casa Berno (Ascona)
  • Albergo Carcani (Ascona)
  • Hotel Castello del Sole (Ascona)
  • Hotel Delfino (Lugano)
  • Parkhotel Delta (Ascona)
  • Hotel Eden Roc (Ascona)
  • Albergo Losone (Losone)
  • Boutique-Hotel La Rocca (Porto Ronco / Ascona)


Weitere

  • See & Parkhotel Feldbach (Steckborn TG)
  • Hotel Vitznauerhof (Vitznau LU)

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