Klaus Wertenbroch beim Vienna Behavioral Economics Network

Klaus Wertenbroch beim Vienna Behavioral Economics Network
Im Bild v.l.n.r.: Jean-Robert Tyran (Professor of Economics, Director, Vienna Center for Experimental Economics, Vice-Rector for Research and International Affairs); Klaus Wertenbroch (Novartis Chaired Professor of Management and the Environment and Professor of Marketing at INSEAD); Matthias Golembiowski (Matthias Golembiowski, Behavioral Designer bei FehrAdvice)

Wien (A) Verhaltensökonom Klaus Wertenbroch sprach beim „Vienna Behavioral Economics Network“ (VBEN) über die Tendenz der Menschen zum „Misbehaving“ – und wie man sie davor bewahren könnte. „Ich bin sehr froh darüber, dass Ökonomen seit einigen Jahren wieder mit Experimenten arbeiten“, sagte der Verhaltensökonom Klaus Wertenbroch zu Beginn seines Talks beim „Vienna Behavioral Economics Network“ am 22. Mai 2019 im Kassensaal der Oesterreichischen Nationalbank.

Mit den Erkenntnissen aus seiner jüngsten Forschung erklärte er dann auch den Grund dafür: Experimente ermöglichen es, die systematisch auftretenden Muster im menschlichen Verhalten zu erforschen und Basis der Ergebnisse Verhaltensänderungen zu bewirken.

Wertenbroch, Professor für Marketing am INSEAD, Europe Campus, in Fontainebleau, Frankreich, und Chefredakteur des Journal of Marketing Behavior der European Marketing Association (EMAC), interessiert sich dabei vor allem für „Misbehaving“. Oder wie er sagt: dafür, „dass Menschen unbewusst dumme Dinge tun, die ihnen schaden.“

Menschen wollen Privatsphäre – und entscheiden sich im digitalen Raum dagegen
Als Beispiel dafür nannte er das menschliche Verhalten in digitalen Räumen. Systematisch auftretendes „Misbehaving“ führt dort zum Beispiel dazu, dass Menschen zwar die Wahrung ihrer Privatsphäre in der digitalen Welt als wichtig erachten, sich aber laufend dagegen entscheiden.

„Misbehaving“ ist aber nicht nur für saloppen Umgang mit den eigenen Daten verantwortlich, sondern auch für weitere gesellschaftliche Probleme mit hohen Kosten: mangelhafte Altersvorsorge, Übergewicht, übermäßiger Alkoholkonsum – die Liste ist lange. Nur was dagegen tun? Wertenbroch führte als Lösungsansatz etwa das Konzept des „Pre-Commitment“ an, ein Mechanismus, der Menschen zu bewussteren Entscheidungen verhilft und damit auch dabei, dass sie ihre Ziele eher erreichen.

Nudges gegen „Misbehaving“
Mit dieser sanften Intervention aus der Welt der „Nudges“ – der kleinen Stupser, die Menschen zu Entscheidungen bewegen – kann etwa beim Thema Datenschutz sichergestellt werden, dass die Präferenz für eine geschützte Privatsphäre nicht verletzt wird. Wertenbroch: „Wenn ich Menschen bewusst entscheiden lasse, wie sie ihr Smartphone benutzen möchten, werden sie eher ihr Verhalten ändern und besser auf ihre Privatsphäre achten.“

Um solche Hilfestellungen zur Verhaltensänderung anzubieten, braucht es allerdings auch Unternehmen und Organisationen, die diese implementieren. Das müsse allerdings nicht zwangsläufig mit harter Regulierung durch öffentliche Institutionen geschehen, so Wertenbroch. „Man kann dies sicher in vielen Fällen auch über den Wettbewerb regeln.“

Save the date: 10. September 2019
Das nächste Treffen des „Vienna Behavioral Economics Network“ findet am 10. September 2019 statt. Keynote Speaker ist Leonardo Bursztyn, Assistenzprofessor für Wirtschaftswissenschaften an der University of Chicago. Er erforscht wie Individuen schulische, politische und finanzielle Entscheidungen treffen und wie diese Entscheidungen durch das soziale Umfeld des Einzelnen geprägt sind. Beim VBEN am 10. September spricht Bursztyn zum Thema “Understanding Peer Pressure in Education: From Evidence to Policy”.

Über das Vienna Behavioral Economics Network (VBEN)
Um die Erkenntnisse der verhaltensökonomischen Forschung mit Interessierten zu teilen, wurde das Vienna Behavioral Economics Network (VBEN) gegründet. Es ist eine Plattform für den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis. Regelmäßig werden dort Expertinnen und Experten ihre Erfahrungen bei der praktischen Anwendung und evidenzbasierten Erforschung von verhaltensökonomischen Fragen präsentieren. Eingeladen sind Manager, Politiker, Wissenschaftler, Studierende und natürlich alle anderen Interessierten, die teilnehmen möchten.

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