Bildungspaket der Wirtschaftskammer gegen den Stillstand

Bildungspaket der Wirtschaftskammer gegen den Stillstand
v.l.n.r.: KR Roland Sauer, Vizepräsident KR Edi Fischer, Wirtschaftskammer-Präsident Manfred Rein und Dr. Christoph Jenny, Stv.-Dir. und Leiter der Bildungspolitik, präsentierten das Bildungspaket der Wirtschaftskammer Vorarlberg

Feldkirch (A) Die Wirtschaftskammer Vorarlberg präsentiert bildungspolitische Ansätze für eine notwendige Modernisierung  des Bildungssystems. Kernpunkte:

- Vorarlberg soll Modellregion für die „Gemeinsame Schule der 10 bis 14 - Jährigen mit innerer Leistungsdifferenzierung“ werden
- Flächendeckender Ausbau von Ganztagsangeboten mit verschränktem Unterricht in Vorarlbergs Schule
- Aufhebung der Sprengeleinteilung und Stärkung der Schulautonomie

Bildung hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der wichtigsten Produktivitätsfaktoren entwickelt. Unsere moderne Informations- und Wissensgesellschaft ist darauf angewiesen, höchstmögliche Qualität im Bildungssystem bereit zu stellen, um einerseits wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu bleiben und andererseits den Menschen eine lohnende berufliche und private Perspektive zu eröffnen.

„Die im internationalen Vergleich hohen Investitionen in das Bildungssystem unterstreichen den Stellenwert der Bildung in Österreich. Dennoch gelingt es der Schule in Österreich heute in viel zu geringem Maße, die Talente und Potenziale der Kinder und Jugendlichen zu entdecken und zu fördern“, erklärt Wirtschaftskammer-Präsident Manfred Rein.

Immer noch werden in der politischen Diskussion vielfach gemeinsam verfolgte Ziele durch  „ideologiebeladene“ Vorbehalte überlagert und damit eine längst überfällige Bildungsreform in Österreich unnötig verzögert. „Wir können uns nicht länger mit ideologischen Grabenkämpfen auseinandersetzen, sondern üssen endlich bereit sein, neue Wege zu finden und auch zu gehen. Das sind die politisch Verantwortlichen der Gesellschaft und der Wirtschaft einfach schuldig“, so Rein weiter.

„Unsere Wirtschaft und Gesellschaft sind allerdings Betroffene eines zum Teil überholten Ausbildungssystems. Die aktuelle Bildungspolitik berücksichtigt zu wenig die Veränderungen in der Arbeitswelt und den gesellschaftlichen Wandel. Rückmeldungen aus den Unternehmen und von Bildungsbeauftragten bzw. Ausbildern bestätigen uns ein sinkendes Bildungsniveau. Es wird daher immer schwieriger die Fachkräfte aus den eigenen Reihen zu gewinnen. Als Vertreter der Vorarlberger Unternehmen müssen wir daher nun ein klares Zeichen für den Wirtschaftsstandort und die Vorarlberger Gesellschaft setzen“, sind sich Präsident Rein, WKV-Vizepräsident KR Eduard Fischer sowie Präsidiumsmitglied und Hotelier KR Roland Saur, einig.

Bildungspaket der Wirtschaftskammer Vorarlberg
Modellregionen mit einer "Gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen mit innerer Leistungsdifferenzierung" Die Aufteilung der Kinder im Alter von 10 Jahren auf Gymnasium und Hauptschule bzw. Neue Mittelschule bindet vor allem auf schulischer Ebene unnötig viel Zeit und Energie - das eigentliche Ziel einer potenzialorientierten Leistungsdifferenzierung wird dabei sehr oft aus den Augen verloren. Modellregionen – auch in Vorarlberg - eröffnen dagegen die Möglichkeit, wertvolle Erkenntnisse über die Möglichkeiten und  Potenziale einer “Gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen mit innerer Leistungsdifferenzierung“  sowie deren Erfolgsvoraussetzungen zu gewinnen.

Flächendeckender Ausbau von Ganztagsangeboten in Vorarlbergs Schulen
Im österreichischen Bildungssystem nach wie vor weit verbreitete, seit Generationen praktisch unveränderte Unterrichtsstrukturen und –methoden tragen den gesellschaftlichen Veränderungen nur ungenügend Rechnung – aufgrund sich verändernder familiärer Strukturen sind Eltern immer weniger in der Lage, Aufgaben in der Bildung ihrer Kinder wahrzunehmen. Um die Ergebnisse im Bildungssystem zu verbessern und die Anzahl der Jugendlichen, deren Potenziale nicht ausgeschöpft werden, maßgeblich zu reduzieren, ist der rasche flächendeckende Ausbau von Ganztagsangeboten mit verschränktem Unterricht in Vorarlberger Schulen eine unbedingte Notwendigkeit.

Aufhebung der Sprengeleinteilungen
Die Beseitigung der Schulsprengel fördert einen sinnvollen Wettbewerb zwischen den Schulen - dadurch kann einer Nivellierung von Leistungsniveau und Bildungsangebot wirksam entgegen gewirkt werden. Eltern sollen daher künftig die Schule für ihr Kind frei wählen können.

Stärkung der Schulautonomie und zeitgemäße Rahmenbedingungen für Lehrerinnen und Lehrer
Komplexe Verwaltungsstrukturen führen dazu, dass in Österreich nach wie vor ein viel zu geringer Teil der in das Bildungssystem investierten finanziellen Mittel auch tatsächlich „bildungswirksam“ wird. Eine gerade im Schulbereich notwendige klare Ergebnisverantwortung wird durch zersplitterte Kompetenzen und Verantwortlichkeiten in der Verwaltung behindert.

Wesentlich ist daher künftig eine Stärkung der Autonomie der Schulen und der Führungsverantwortung der Direktoren – dazu bedarf es freilich einheitlicher kompetenzorientierter Bildungsziele mit klaren und überprüfbaren Vorgaben und eine externe Qualitätskontrolle.

Ein modernes Dienstrecht, motivierende Rahmenbedingungen und ein attraktives Arbeitsumfeld sind notwendiger Ausdruck einer wertschätzenden Haltung den Lehrer/innen gegenüber. Diese ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Lehrer/innen künftig stärker die Ergebnisverantwortung für die Ausbildung der Schüler/innen übernehmen und über eine erweiterte Anwesenheit den Schülern vermehrt in der Schule zur Verfügung stehen

Umsetzung des dualen Studiums an der Fachhochschule Vorarlberg ab Herbst 2013
Aufgrund der seit Jahrzehnten überaus positiven Erfahrungen in Baden Württemberg soll ab Herbst 2013 auch an der Fachhochschule Vorarlberg das „duale Studium“ angeboten werden. Dabei werden den Studenten die Bildungsinhalte an der Fachhochschule und im Ausbildungsbetrieb vermittelt.

Durch diese in Österreich noch weitgehend unbekannte Form des Studiums sollen neue Zielgruppen (Berufstätige, internationale Studenten, …) für ein Studium an der Fachhochschule Vorarlberg gewonnen werden; gleichzeitig eröffnet sich über diese Schiene für die Unternehmen die Möglichkeit, qualifizierte Fachkräfte früh an das Unternehmen zu binden.

Ausbau der schulischen Technikbildung
Die Technik beeinflusst heute nahezu alle unsere Lebensbereiche – nicht zuletzt aufgrund ihrer stetig steigenden Bedeutung bieten technische Berufsfelder schon jetzt und in Zukunft attraktive Möglichkeiten. Dennoch nimmt das Interesse der Kinder und Jugendlichen an Technik ab.

Über eine Vielzahl unterschiedlichster „Motivationsprojekte“ wird in Vorarlberg seit Jahren daran gearbeitet, das Interesse der Kinder und Jugendlichen für technisch-naturwissenschaftliche Fragen zu steigern. Ohne eine Stärkung der schulischen Technikbildung sind diese Bemühungen allerdings nicht viel mehr als ein „Tropfen auf den heißen Stein“. Technikbildung muss künftig verstärkt als ein Teil der Allgemeinbildung verstanden werden und sich in den Unterrichtsinhalten entsprechend niederschlagen.

Berufsorientierung als eigenes Pflichtfach ab der 7. Schulstufe in allen Schulformen
Eltern und Schüler/innen werden vielfach zu wenig auf die Entscheidung über ihren weiteren Bildungsweg vorbereitet – suboptimale Bildungsentscheidungen, die sich stärker an der Umgebung oder dem Schulangebot in nächster Umgebung als an den eigenen Talenten und Potenzialen orientieren, sind die Folge.

Das Wissen um die eigenen Interessen und Stärken sowie die Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten in unserer modernen Arbeitswelt sind aber zentrale Voraussetzungen für sinnvolle Berufs- und Bildungswahlentscheidungen. Daher müssen Schüler künftig in allen Schulformen ab der 7. Schulstufe gezielt in der Entscheidung über ihre weitere Bildungs-/Berufslaufbahn unterstützt werden.

Sicherstellung der Schulreife durch flächendeckende vorschulische Betreuungsangebote mit klaren Bildungszielen
Chancengleichheit in der Bildung beginnt bereits im Vorschulalter. Die Wirtschaft und die Gesellschaft können es sich nicht leisten, Potenziale an die soziale Selektion zu verlieren. Durch die Überprüfung vorschulischer Bildungsziele (insbesondere im Bereich der Sprachentwicklung) und einem flächendeckenden Förder-/Betreuungsangebot, das möglichst jedem Kind den Erwerb sozialer und kommunikativer Fähigkeiten sichert, sollen die Voraussetzungen für einen gleichberechtigten Start in die Volksschule gewährleistet werden.

Stärkung der Motivation, Bildungsangebote in Anspruch zu nehmen
Bildungsangebote, insbesondere Unterstützungs- und Förderangebote werden vielfach von Schüler/innen und Eltern nicht in Anspruch genommen, obwohl dies im Einzelfall durchaus sinnvoll bzw. sogar notwendig wäre. Die in diesem Zusammenhang bisher immer propagierte Freiwilligkeit, ist allerdings insbesondere dann nicht förderlich, wenn die Potenziale eines Kindes objektiv nicht ausgeschöpft werden. Die Verantwortung, Bildungsangebote für Schüler/innen zu nutzen, liegt grundsätzlich bei den Eltern – dies muss den Eltern deutlich gemacht werden.

Berufsakademie – Berufsbildung auf Hochschulebene
Neben Universität und Fachhochschule soll mit der Berufsakademie eine dritte Säule im tertiären Bildungssystem verankert werden. Mit der Berufsakademie soll eine Aufwertung der Berufsbildung einhergehen. Auf Basis bestehender Abschlüsse auf hohem Niveau (Meister, Werkmeister, …) sollen im Rahmen der Berufsakademie Qualifizierungen angeboten werden, die mit dem akademischen Grad „Bachelor Professional“ abschließen.

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