Bank Austria Salon zum Thema "Mut" im Alten Rathaus Wien

Bank Austria Salon zum Thema
Mutprobe beim winterlichen Bank Austria Salon im Alten Rathaus mit Harald Katzmair, Bettina Lorentschitsch und Fred Luks. (Foto: leisure / Oreste Schaller)

Wien (A) In seiner zwölften und letzten Auflage vor der wohl verdienten Winterpause wurde im traditionellen Bank Austria Salon im Barocksaal des Alten Rathaus am Donnerstagabend über das gewagte Thema „Mut“ diskutiert.

Bank Austria Kommunikationsleiter Anton Kolarik begrüßte das hochkarätige Podium mit den Worten: „Es freut uns sehr, dass Sie trotz Championsleague Spiele den Weg zu uns gefunden haben, Mut ist keine Kernkompetenz der Banken aber immerhin sind wir mutig genug um über Mut zu sprechen oder sprechen zu lassen.“

Geladen waren diesmal Ökonomin, ehemalige Handelsobfrau, Geschäftsführerin mehrerer Unternehmen und Präsidentin der Julius Raab Stiftung Bettina Lorentschitsch, die vor kurzem das Buch „Mut. Wir sind dafür.“ gemeinsam mit Harald Mahrer veröffentlichte und Philosoph, promovierter Sozialwissenschaftler, Gründer und Geschäftsführer von FASresearch Harald Katzmair, der als beliebter Vordenker und „Netzwerkversteher“ bekannt ist. Durch den Abend führte Volkswirt, Sozialökonom und ehemaliger Head of Corporate Sustainability der Bank Austria Fred Luks, der zurzeit das Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit an der WU Wien leitet.

Mut: Eine grundlegende Charaktereigenschaft jedes Menschen
Luks leitete die Diskussion mit den Zitaten zweier großer Philosophen ein. Laut Aristoteles sei das Gute immer in der Mitte, das richtige Maß an Mut. Auch Immanuel Kant erkannte einst, dass es Mut braucht um den eigenen Verstand zu benutzen.  Heutzutage spiele Mut auch eine große Rolle in der Wirtschaft.

Für Lorentschitsch gibt es verschiedene Arten von Mut: Mut entstehe erst aus Situationen heraus, in denen man Dinge tue, die man üblicherweise nicht tun würde und wobei die Konsequenzen nicht absehbar seien. Grundsätzlich ist Mut eine grundlegende Charaktereigenschaft, die jeder Mensch inne hat, die aber im Laufe der Zeit durch Sozialisierung ins Hintertreffen gerät. Für Katzmair hingegen ist Mut ein entscheidender Faktor, dem man wann immer man eine Türe öffnen möchte und eine Schwelle überwinden muss, begegnet. Es erfordere allerdings auch Mut Dinge hinter sich zu lassen und Türen wieder zu schließen.

Mut als Modethema im Augenschein der Globalisierung und Terrorangst
Lorentschitsch erklärt sich diesen Trend anhand des Fakts, dass Österreicher seit 70 Jahren in Frieden leben und dieser Wohlstand durch das stagnierende Wirtschaftswachstum und die wachsende Digitalisierung immer mehr ins Wanken gerät. Die Parameter haben sich verändert und es ist Zeit für die Menschen, die von Geburt an Angst vor Neuem haben, den Stillstand zu beseitigen und der Innovation die Türen zu öffnen.

Laut der Ökonomin brauche Österreich mehr Querdenker: Verrücktere Medien, Politiker und Journalisten könnten etwas verändern. Auch in ihrem Buch zitiert sie: „Wir sind felsenfest davon überzeugt Österreich braucht mehr Verrückte.“

Neues kann nur ohne hierarchisches Denken entstehen, daher müsse die Kreativität gefördert werden, auch wenn dies negative Konsequenzen haben könne.

Mut zeichnet Pioniere aus
Katzmair als Vordenker unterstreicht besonders den Umstand, dass alle Zyklen irgendwann zu einem Ende kommen. Die zentrale Frage für ihn sei ob es eine Alternative gäbe das Altbewährte zu ersetzen. Hier wären wieder die Querdenker und Künstler unserer Gesellschaft gefragt. In der Forschung wird dies als „responsive variety“ bezeichnet: Wie viele Alternativen haben wir im Portfolio, um auf Veränderungen zu reagieren und uns immer wieder neu zu erfinden. Jeder Pionier zeichnet sich durch Mut und Verrücktheit aus und überschreitet dadurch immer wieder neue Schwellen.

Angst als größter Feind des Mutes
„Jeder Mensch kennt von Geburt an zwei existenzielle Ängste, mit denen er sich konfrontieren muss: Die Überwältigungsangst, die wir durch die Größe der Welt empfinden sowie die Angst verlassen zu werden, da wir vollständig anhängig von anderen geboren werden. Angst macht uns klein und demobilisiert uns. Wir müssen unsere eigenen Ängste überwinden, um uns weiter zu entwickeln“, führt Katzmair weiter aus.

Das Internet als Multiplikator der Angst
„Durch das Internet, die permanente Berichterstattung der Medien und den Zugang zu sozialen Medien, leben wir in ständiger Angst vor diversen Bedrohungsszenarien. Wir müssen besonders unseren Kindern Mut machen, neue Wege zu gehen. Unsere Kinder brauchen Orte wo sie sich autonom entwickeln können. Mutproben bei denen sie sich bewähren können, eine Einladung zur Neugierde, um ihre Lust zur Erkundung und für Abenteuer zu wecken“, erklärt Lorentschitsch.

Schon Albert Einstein hat früh erkannt, dass ohne Enthusiasmus nichts Relevantes in der Welt passieren kann.

Mut zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten
Weiters hebt sie hervor, dass egal aus welchem Sozialkreis, der Mensch Mut brauche  um seinen Weg durchzusetzen. Der entscheidende Schlüssel hierfür läge in unserer Bildungspolitik. Katzmair hingegen kreidet an, dass besonders in Österreich die horizontale Durchlässigkeit der Gesellschaft nicht existent sei. Querdenker und Berufsumsteiger sind nicht gerne gesehen, werden sogar als Versager angesehen. Dadurch sind die Menschen in ihren Berufen und Rollen sowie ihrer Handlungsfreiheit sehr eingeschränkt.

Österreich fehlt der Mut zur Kultur des Scheiterns
Wie schon Damian Izdebski in seinem vor kurzem veröffentlichen Buch „Meine Besten Fehler“ schrieb, ist das Scheitern eine Lektion und ein fortwährender Lernprozess und kein Versagen. Die Angst zu Versagen ist auch der Grund, dass immer weniger Menschen in Österreich das Unternehmertum anstreben. In Kalifornien hingegen gehört, dass Credo „Fail fast, fail cheap“ quasi zur Tagesordnung und gibt den Entrepreneuren nur mehr Mut immer wieder aufzustehen und sich neu zu erfinden.

Österreich brauche hier einen Umdenkprozess und eine neue Kultur des Scheiterns, sind sich Lorentschitsch und Katzmair einig. Permanente Veränderung ist eine Notwendigkeit zur Weiterentwicklung. In Österreich wird Scheitern bereits in der Schule stigmatisiert. Dadurch fehlt den Menschen hierzulande das Selbstvertrauen um sich in Situationen zu bewähren und eine gesunde Beziehung zu uns selbst aufzubauen. Zum Verrücktsein ist ein gutes Selbstvertrauen allerdings essentiell sonst fehlt die Bereitschaft Risiken einzugehen.

Mutige Diskussionen im Salon
Gewagte Gespräche im Anschluss führten unter anderem Bank Austria Kommunikationsleiter Anton Kolarik, die Autoren René Anour und Lukas Meschik, die Intendanten Thomas Bieber, Bernd Bienert und Karl Regensburger (Impulstanz), Corporate Adviser Thomas Plötzeneder (DDWS), Generalleutnant Christian Segur-Cabernac, Generalsekretär Thomas Weninger (Österreichischer Städtebund), Kulturmanagerin Annemarie Türk (KulturKontakt Austria), Kommunikationsexpertin Liliane Roth Rothenhorst sowie Klavierbaumeister und Inhaber der Klavierhandlung Stingl Gustav Sych.

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