Arcotel Hotels Branchentreff zum Thema Städtetourismus mit Norbert Kettner

Arcotel Hotels Branchentreff zum Thema Städtetourismus mit Norbert Kettner
Beim ARCOTEL Hotels Branchentreff auf der Bühne des ARCOTEL Wimberger (v.l.n.r.): Dr. Vladimir Preveden, Norbert Kettner, Sonja Acosta-Oberleitner, Dr. Renate Wimmer, Martin Lachout, Christoph Berndl (Foto: Gabriel Alarcon)

Wien (A) „Städtetourismus“ war das Thema des ARCOTEL Hotels Branchentreffs in dieser Woche im großen Ballsaal des ARCOTEL Wimberger. Rund 80 Vertreter von Tourismus, Hotellerie, Gastronomie, Politik und Medien trafen sich, um über die Trends im Städtetourismus zu diskutieren. Auf dem Podium saßen Norbert Kettner, Geschäftsführer von WienTourismus, Dr. Vladimir Preveden, Managing Partner bei Roland Berger Österreich, Sonja Acosta-Oberleitner, Head of Business Unit Vienna, Eurotours International, sowie Martin Lachout, Vorstand der ARCOTEL Hotel AG.

Moderiert wurde die Diskussion von Messe & Event-Chefredakteur Christoph Berndl. Initiatorin des Branchentreffs ist Dr. Renate Wimmer, Eigentümer der ARCOTEL Hotels Unternehmensgruppe.

Dr. Vladimir Preveden: „Wien geht im Städtetourismus den richtigen Weg – Qualität statt Masse“
Das Beratungsunternehmen Roland Berger hat in seiner „European City Tourism Study 2018“ 54 Städte in Europa untersucht und dabei besonders die Nächtigungen im Verhältnis zur Einwohnerzahl und die Wertschöpfung durch den Tourismus analysiert. Für Städte wie Venedig, Lissabon, Prag oder Reykjavik sei die Situation problematisch, schlussfolgert die Studie. Prag sei etwa sehr erfolgreich im Massentourismus, aber bei einer eher niedrigen Wertschöpfungsstufe. „Wien geht im Städtetourismus den richtigen Weg und verfolgt gemeinsam mit allen Stakeholdern – allen voran der Bevölkerung – eine klare Strategie in Richtung Qualität statt Masse. Erst dadurch entstehen Visitor-Economy-Effekte, die der Stadt, der Wertschöpfung und so der Lebensqualität in Wien zugutekommen“, sagte Roland Berger-Partner Dr. Vladimir Preveden in der Diskussion. Auch Paris hob er positiv hervor, viele Nächtigungen seien hier kombiniert mit einer hohen Wertschöpfung.

Möglichst viele Nächtigungen und möglichst viele Gäste, das sei die Ausrichtung sämtlicher Tourismusorganisationen weltweit, sagte Preveden. Dort, wo die Bevölkerung dies nicht mehr mit trage, gäbe es Friktionen. Seit zwei Jahren sei dies ein Thema in Europa, seit rund einem Jahr gäbe es dafür den Begriff „Overtourism“, erklärte der Experte für Tourismus und Shared Economy. „Alles hat eine definierte Kapazität, eine U-Bahn genauso wie eine Stadt.“

Was kann man nun also tun bei Diagnose „Overtourism“? „Man muss ehrlich mit allen Stakeholdern sprechen, denn Overtourism sieht überall anders aus“, sagte Preveden. Bei proaktiven Lösungen könne man langfristiger denken. In Berlin sei die Strategie, nur ein moderates Nächtigungswachstum zu planen, in Barcelona werde nun die Bevölkerung involviert und in Helsinki gingen die Einwohner vor, denn die hätten langfristigere Interessen. Reaktive Lösungen hießen fast immer Regulation, meinte Preveden. Dazu gehörten viele Themen: wer darf wohin fahren, was darf wo gebaut werden, wie geht eine Stadt mit Shared Economy und auch Pricing-Strategien um.

Norbert Kettner: „Ich wünsche mir, dass wir den Geist unserer Metropole behalten“
Bei der Frage nach dem Wiener Erfolgsrezept für Städtetourismus, verwies Norbert Kettner zunächst auf frühere Generationen: Wien sei vor 100 Jahren von Otto Wagner für 4 Millionen Einwohner geplant worden, mit der heutigen Einwohnerzahl von 2 Millionen sei dies eine gute Ausgangslage. Die Zuwächse in den Umsätzen aus dem Tourismus seien doppelt so hoch wie die Zuwächse bei den Nächtigungen und dies beurteilte er positiv. Auch von der EU-Ratspräsidentschaft konnte Wien laut Kettner profitieren. WienTourismus vermarkte die Stadt als Premium-Destination, wobei es um das Prinzip „Best in Class“ gehe. „Auch ein Würschtelstand kann großartig sein“, verdeutlichte er den Ansatz.

Derzeit werde die Strategie 2025 entwickelt, die nicht mehr ausschließlich den Tourismus im Fokus hat, sondern die gesamte „Visitor Economy“ der Stadt. Welche Ziele darin festgeschrieben sein werden, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Die Wertschöpfung werde aber jedenfalls eine Rolle spielen. Die Organisation arbeite mit den Stakeholdern und den Leistungserbringern in der Stadt zusammen, mache Lobbying in der Politik und versuche, ein ganzheitliches Bild des Tourismus darzustellen. Der öffentliche Raum sei auch ein Schwerpunkt in der aktiven Gestaltung, so Kettner.

Laut einer aktuellen, repräsentativen Studie des WienTourismus in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Manova sind die Wiener zufrieden mit dem Tourismus: 94 % der Wiener Bevölkerung sind dem Tourismus gegenüber positiv eingestellt. Wenn etwas aufregt, sind es Souvenirshops und Straßenverkäufer. Es gab jedoch eine Zeit, in der Wien weder für Besucher noch für Einwohner besonders attraktiv war. Kettner erinnerte an die 1980er Jahre, als Wien unentschieden zwischen Ost und West war, es kein Nachtleben gab und man zum Einkaufen nach München fahren musste.

„Wollen wir in einer lebendigen oder in einer schallisolierten Stadt leben?“, richtete Kettner einen Appell ans Publikum. „Wenn auch in der Vergangenheit gegen jedes Projekt opponiert worden wäre, hätten wir heute keine Ringstraße, keine U-Bahn, keine Donauinsel.“ Die Stadt habe mit der neuen Eventhalle, dem Fernbusterminal oder der dritten Piste am Flughafen wichtige Entscheidungen getroffen. „Ich wünsche mir, dass wir den Geist unserer Metropole behalten, den Blick aufs große Ganze nicht verlieren und die Lebensqualität aufrechterhalten. Denn eine Stadt, die gut zu ihren Bewohnern ist, ist auch gut zu ihren Gästen“, formulierte er seinen Wunsch für Wien.

Sonja Acosta-Oberleitner: „Zeitlich begrenzte Angebote wie Ausstellungen und Musicals machen eine Stadt attraktiv“
Eurotours ist Reiseveranstalter und eine der führenden Incoming-Agenturen in Mitteleuropa. Mit ihrem Team bietet Sonja Acosta-Oberleitner Städteprodukte und speziell Wien in über 70 Ländern an. „Overtourism“ sei in Wien kein Thema, meinte sie. „Ich erhalte aber von vielen Kunden die Frage, warum ein Bus eine Einfahrtsgenehmigung benötigt oder sie eine Gebühr zahlen sollen.“ Aus ihrer Sicht sollte beispielsweise zur Adventszeit die Situation mit Tagestouristen besser strukturiert werden. Ihr ist wichtig: „Die Leute, die da sind, sollen sich auch wirklich wohl fühlen.“

Sie nannte das Beispiel Venedig: Es sei bekannt, dass die Anzahl an Touristen dort bereits kritisch sei, trotzdem sei die Stadt weiterhin sehr beliebt. „Die Kreuzfahrtschiffe sind vielleicht schlecht für Venedig, aber für alle auf dem Schiff ist Venedig gigantisch“, zeigte die langjährige Tourismus-Expertin in der Diskussion die unterschiedlichen Blickwinkel auf. Die Lösung liege nicht auf der Hand, denn die Platzsituation sei völlig anders als beispielsweise in Wien.

„Preis ist immer ein Thema, aber was nichts kostet ist auch nichts wert“, beurteilte Acosta-Oberleitner mögliche Pricing-Strategien, um den Tourismus zu steuern. „Wenn es die Erhaltung der Substanz fördert, würde ich persönlich es für gerechtfertigt halten“, sagte sie. „Aber wegen 3 Euro Gebühr kommt kein Tourist weniger.“ Wenn jeder Tourist 50 Euro zahlen müsse, um beispielsweise Venedig besuchen zu können, würde dies aus ihrer Sicht die Zahl der Touristen reduzieren.

Wie kann man Städtetourismus befördern? Es sei heute Standard, einen größeren Urlaub zu machen und ein oder zwei Städtetrips, meinte Acosta-Oberleitner. „Städtetrips werden attraktiv durch gute Beförderungsangebote und zeitlich begrenzte Angebote in der Stadt wie spannende Ausstellungen und Musicals“, sagte sie. Großes Potenzial sieht sie bei Möglichkeiten für Kinder in Wien, dies betrifft sowohl Freizeitangebote als auch entsprechende Familienzimmer in der Hotellerie.

Martin Lachout: „Ich würde auch noch ein fünftes Hotel in Wien aufsperren“
Für die Hotellerie seien die Marktsituation und der Zyklus im Jahresverlauf sehr wichtig, stieg Martin Lachout in die Diskussion ein. „Messezeiten sind immer gute Zeiten, hier steigt der Preis und die Nachfrage“, sagte er. Das Angebot an Mikrostandorten spiele eine wichtige Rolle. „Als Vollhotel bieten wir mit Restaurant, Bar, Fitnesscenter und Garage etwas für den anspruchsvollen Gast – und wir brauchen Gäste, die dies nachfragen“, formulierte er.

Besonders stolz sei er darauf, dass Wien von den Lesern des Magazins Condé Nast Traveler wieder als Sieger im Ranking der besten Städte in Europa gewählt wurde. „Das ist ganz wichtig, denn unsere Gäste lesen dies zur Inspiration für das nächste Reiseziel! Wien ist mehr als Sissi und Franz.“ Auch die österreichische EU-Ratspräsidentschaft habe sich in einer guten Geschäftsentwicklung niedergeschlagen.

In Deutschland seien Geschäftsreisende bereit mehr Geld auszugeben und so könnten auch Hotels mit besseren Umsätzen kalkulieren. Am Beispiel Berlin zeigte er auf, dass die Hotellerie im Städtetourismus noch viel Potenzial habe. 2009 eröffnete ARCOTEL Hotels in Berlin ein zweites Hotel, schon damals hätten die örtlichen Beherbergungsbetriebe gesagt, dass es keine neuen Betten brauche. Seitdem habe sich die Anzahl der Betten in Berlin um rund 47% gesteigert und die Nächtigungen seien um 57% gestiegen.

Auch für Wien ist Lachout optimistisch und sieht noch viel Potenzial. Das Wachstum des Wiener Flughafens mit neuen Fluglinien und neuen Flugverbindungen sei ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung des Tourismus. Deshalb habe ARCOTEL Hotels auch den Mut, mit einem Investor ein neues Haus zu entwickeln. Im Sommer eröffnet am Wiener Hauptbahnhof das MOOONS Hotel. „Wien ist für mich die richtige Destination, ich würde auch noch ein fünftes Hotel hier aufsperren“, erklärte Lachout.

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