26. Salzburger Handwerkspreis

26. Salzburger Handwerkspreis
von links: Handwerkspreis-Siegerin Konditormeisterin Andrea Isabelle Streitwieser, Schlossermeister Christian Wieber (2. Platz), Spartenobmann KommR Josef Mikl, Spartengeschäftsführer Mag. Wolfgang Hiegelsperger. (© WKS/Kolari)

Salzburg (A) Bereits zum 26. Mal wird heuer der Salzburger Handwerkspreis verliehen. Als einer der renommiertesten Wirtschaftspreise Salzburgs zeigt er Jahr für Jahr, zu welch meisterlichen Leistungen Salzburger Betriebe fähig sind.

„Gerade in der aktuellen politischen Diskussion um die Reform der Gewerbeordnung steht die Qualifikation wieder zur Debatte. Die Ausbildung und Qualifizierung sind aber ganz entscheidend für die Qualität der Arbeiten. Sie dürfen nicht unter die Räder kommen“, betont Spartenobmann KommR Josef Mikl beim Pressegespräch zum Handwerkspreis 2016.

Die heimischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe sind mit rund 4.000 Ausbildungsplätzen der größte Lehrlingsausbilder in Salzburg. „Die Basis für diese Ausbildungsleistung sind die zahlreichen Meister in den Betrieben, die ihr Wissen und ihre Erfahrung an die Jugend weitergeben. Es wäre fatal, würde die Gewerbeordnung dazu führen, dass diese wichtigen Ausbildungsplätze für unsere Jugend bald nicht mehr zur Verfügung stehen, weil die Qualifikationserfordernisse zur Ausübung bestimmter Gewerbe abgeschafft werden!“, warnt Mikl.

Der Salzburger Spartenobmann verweist in diesem Zusammenhang auf das deutsche Beispiel: Dort wurden vor zehn Jahren viele der bis dahin reglementierten Gewerbe freigegeben – mit der Konsequenz, dass mehr Einpersonenbetriebe einer drastisch gesunkenen Zahl an Lehrlingen gegenüberstanden. Gewonnen war damit nichts, was mittlerweile alle Parteien im deutschen Bundestag einsehen. „Diesen Fehler sollten wir nicht wiederholen“, ist Mikl von einem gesetzlich definierten Qualifikationsanspruch an Unternehmer überzeugt.

„Die Politik schmückt sich gerne immer wieder mit dem Erfolg des dualen Ausbildungssystems. Sie darf dabei die Grundlagen dieses Erfolgs nicht vergessen – und diese liegen in einer bewährten Qualifizierungsordnung in Gewerbe und Handwerk begründet.“ Was die Wirtschaft wirklich brauche, ist nicht die Abschaffung von Qualifikation, sondern eine bürokratische Entrümpelung im Betriebsanlagenrecht, im Arbeitnehmerschutz, bei den Bauordnungen und in vielen anderen Bereichen. „Das würde den Standort Österreich ‚entfesseln‘, und nicht die drohende Wiederholung des deutschen Fehlers!“, hält Mikl fest.

„Beraten statt bestrafen“ lautet die Devise
Die ausufernden bürokratischen Hürden bzw. Kontrollen erläutert Mikl am Beispiel eines Salzburger Herstellers von Edelbränden. Er ist mit seinen Schnäpsen auch im Sortiment eines Supermarktes gelistet. Konkret sind zwei 0,35-Liter-Flaschen mit der Bezeichnung „Edelbrand Birne“ und „Edelbrand Quitte“ im Regal zu finden. Die Behörde hat ihn nun wegen insgesamt vier Vergehen zur Zahlung von 731,80 € Strafe aufgefordert. Die Begründung: Die Bezeichnungen der Brände müssen „Birnenbrand“ und „Quittenbrand“ lauten und die Beschriftung ist statt 4 Millimeter nur 3 Millimeter groß. Schließlich ist der Hinweis „keine Farb- und Aromastoffe“ irreführend, weil auch alle anderen Obstbrände nicht gefärbt sind.

Darüber hinaus sei es laut Mikl für die Gewerbe- und Handwerksbetriebe sehr schwierig, bei den geltenden Arbeitszeitgrenzen Auftragsspitzen abzudecken, Montagen vor Ort und Mängelbehebungen durchzuführen: „In Notfallsituationen sind Mängelbehebungen eigentlich gar nicht machbar, ohne dass man mit einem Fuß im Kriminal steht.“ Bei den  Kontrollen durch die Behörde müsse es in Zukunft zu einem „Beraten statt strafen“ kommen. „Fast jeder Unternehmer weiß am Morgen seines Arbeitsbeginnes, dass er auch heute wieder ein Gesetz brechen wird, er weiß nur nicht welches. So unübersichtlich ist mittlerweile die Gesetzeslage geworden.“

Wie dringend notwendig Impulse für den Konjunktur- und Beschäftigungsmotor Gewerbe und Handwerk sind, zeigt ein Blick auf die aktuelle Konjunkturlage. Wie die KMU Forschung Austria kürzlich erhoben hat, sind in Salzburgs Gewerbe und Handwerk die Auftragseingänge bzw. Umsätze im ersten Halbjahr um 0,8% gesunken. Österreichweit hat die Abnahme 1,3% betragen. Die Geschäftslage im dritten Quartal beurteilen 21% der Befragten mit „gut“ (Vorjahr: 25%), 60% mit „saisonüblich“ (52%) und 19% mit „schlecht“ (23%). Für das vierte Quartal erwarten 23% steigende Umsätze (14%), 64% keine Veränderung (62%) und 13% Rückgänge (24%).

Trend zur Meisterprüfung hält an
In 26 Jahren Handwerkspreis wurden rund 140 ausgezeichnete Leistungen prämiert und etwa 1.000 Projekte eingereicht – eine in Österreich einzigartige Sammlung traditioneller Handwerksarbeiten sowie innovativer und handwerklicher Kreativität unter Anwendung neuester Technologien. Verliehen werden die Handwerkspreise am Samstag, 15. Oktober, 10 Uhr, im Rahmen der „50. Meisterbriefverleihung“ im Großen Saal des Mozarteums in Salzburg. Bei der Meisterbriefverleihung werden heuer Meisterbriefe und Urkunden an 263 neue Meister vergeben. Im Vorjahr waren es 254 neue Meister, 2014 gab es 232 Jungmeister. „Wir freuen uns über diese konstante Aufwärtsentwicklung. Sie ist ein Beweis dafür, dass Qualifikation und Meisterprüfung nach wie vor geschätzt werden und einen unangefochtenen Stellenwert in der Wirtschaft einnehmen“, betont Mikl.

Die Sieger des Salzburger Handwerkspreises 2016:
Zum Siegerprojekt wurde „Taufe Sweet Table“ von Konditormeisterin Mag. Andrea Isabelle Streitwieser aus Salzburg gekürt. Die Juristin mit Anwaltsprüfung besaß bereits als Kind eine Leidenschaft fürs Backen. Nun hat sie daraus ihren Beruf gemacht. Streitwieser ist spezialisiert auf aufwändige und außergewöhnliche Süßspeisen-Kreationen für spezielle Anlässe, die weltweit ausgeliefert werden. Das reicht von der Erzeugung der süßen Köstlichkeiten, über Design- und Stylingkonzepte, die Auswahl stimmiger Dekorationselemente und Verzierungen bis ins kleinste Detail, bis hin zur Lieferung und zu Aufbau vor Ort. Bei der Herstellung der Produkte wird größter Wert auf hochwertige Rohstoffe aus biologischer Produktion gelegt. Da es sich bei jedem Sweet Table um ein maßangefertigtes Einzelstück handelt, stellen Sonderwünsche wie laktose-, gluten- oder zuckerfreie Produkte keine Seltenheit dar. Beim „Taufe Sweet Table“ wurde eine sich drehende, vierstöckige Karusselltorte mit passender Karussellmusik produziert. Die Dekoration bestand u. a. aus Minicakes, personalisierten Cupcakes, verschiedenen aufwändigen Cookies (Schaukelpferd, Kinderwagen, Strampler) sowie Tisch-Buchstaben und Namenszug-Cookies.

Den zweiten Platz belegte die Schlosserei Wieber aus Salzburg mit dem Projekt „Zunftschilder für New York“. Wieber hat für einen New Yorker Kunden fünf Zunftschilder nach alten Mustern und Vorlagen in traditioneller Schlosserhandwerkskunst gefertigt. Die Zierelemente wie Adlerköpfe und Blumentöpfe wurden händisch aus dem Kupferblech herausgetrieben. Auch das Rahmengestänge wurde von Hand in der Schlosserei gefertigt. Die fertigen Schilder wurden schließlich in Schwarz und Gold (23 Karat Blattgold) lackiert. Sie sind an New Yorker Geschäftsgebäuden und einem Privathaus angebracht.

Mit dem dritten Platz wurde die Erich Reichl GmbH aus Salzburg mit dem Projekt „Pfarrkirche Mariapfarr“ ausgezeichnet. Im Vordergrund stand die Restaurierung des historischen Fußbodens aus Schaitberger Marmor. Aufgrund räumlicher Änderungen mussten zusätzliche Bodenflächen verlegt und der Altarraum neu gestaltet werden. Nachdem kein entsprechendes Gestein mit dem einmaligen Charakter des Schaitberger Marmors gefunden wurde, ist nach intensiver Planungsphase der Steinbruch in Obertauern reaktiviert worden. Um die unförmigen Steine zuschneiden zu können, wurden sie in Beton eingegossen. Durch mehrere handwerkliche Arbeitsgänge erhielten die neuen Steine eine dem Bestand angepasste gealterte Oberfläche. Schließlich musste noch das ursprüngliche Kalkmörtelbett nachgeahmt werden, in dem die mittelalterlichen Platten verlegt sind. Abschließend wurde für den Altarraum ein neuer Altar samt Ambo gefertigt. Dazu diente ein 20 Tonnen schwerer frisch abgebauter Block aus Schaitberger Marmor. Ziel war es, die natürliche Struktur des Steins in Einklang mit der umliegenden Architektur zu bringen. Eine zurückhaltende, schlichte Bearbeitung sollte die natürlich entstandene Formgebung zur Geltung bringen.

Anerkennungspreise gab es für die iRoom GmbH aus Oberndorf (iPad-Tisch-Dockingstation mit Steuerungsfunktion), Buchbinder Christian Fuchs aus Saalfelden (Weinkarte für das Restaurant Ikarus im Hangar-7) und die Otto Duswald KG aus Lamprechtshausen (Bauarbeiten am denkmalgeschützten Schloss Tandalier).

„iTop“ ist die weltweit erste Tisch-Dockingstation für iPad mit eigener Steuerungsintelligenz. Mit dem iTop können über das Heim- oder Firmennetzwerk Audio- und Videogeräte aber auch Haustechnik (Licht, Heizung, Klima) gesteuert werden.

Die neue Weinkarte im Restaurant Ikarus verfügt über 32 mit Leinen überzogene Flügelblätter mit je zwei Fensterausstanzungen. Ein Satinleseband dient der Gliederung zwischen Rot- und Weißweinen. Als Einband wurde schwarzes Kalbsleder verwendet. Die erhabenen Bünde am Buchrücken unterstreichen den Qualitätsanspruch dieser „Weinbibel“.

Im Mittelpunkt der Bauarbeiten am Schloss Tandalier in Radstadt stand die Rückführung auf die ursprüngliche Baustruktur. Dabei mussten Schäden behoben werden, die bei vorangegangenen Baumaßnahmen entstanden sind, sowie Materialien so verwendet werden, dass sie den Vorgaben der Denkmalpflege entsprechen. Eine besondere Herausforderung stellten die geschwungenen bzw. stark gekrümmten Flächen des Baukörpers dar. Darüber hinaus wurde eine gelungene Symbiose zwischen altem und neuem Gebäude (Schloss und Bundesschullandheim) hergestellt.

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