Abgebrochen, um durchzustarten

Abgebrochen, um durchzustarten
Die Firmenchefs Hannes Hämmerle und Wolfgang Humml sowie Lehrlingsausbildner Daniel Schäffler optimieren mit Lehrling Samuel Peter Einstellungen der Vakuumgiessanlage für einen Prototypen (v.l.n.r.).

Dornbirn (A) Wolfgang Humml und Hannes Hämmerle aus Dornbirn erhalten den Hans Huber Anerkennungspreis für die Förderung des Berufsnachwuchses

Sein Lehrlingsausbilder schmiss einst die Lehre, Wolfgang Humml selber hat das Gymnasium abgebrochen. Und nun wird der Mitinhaber des industriellen Prototypen- und Modellherstellers «1zu1 Prototypen» in Dornbirn zum Vorbild in der Berufsbildung erklärt: Zusammen mit seinem Kompagnon Hannes Hämmerle ist er für den Anerkennungspreis der Hans Huber Stiftung nominiert.
Wolfgang Humml stand vor einer ganz schön grossen Herausforderung: Er gründete mit seinem Geschäftspartner Hannes Hämmerle die «1zu1 Prototypen», deren Namen Programm ist, für deren Arbeiten es aber keinen eigentlichen Beruf gibt. Den beiden war von Beginn weg klar: Ohne eigene Lehrlingsausbildung funktioniert das Unternehmen nicht.

Lieber eine Lehre
So unkonventionell und einzigartig das Unternehmen in ganz Europa ist, so ungewöhnlich und einmalig ist auch der Werdegang des einen Firmengründers: Wolfgang Humml ging auf Wunsch seiner Eltern ans Gymnasium, brach aber die Schule ab, weil er einen handwerklichen Beruf lernen wollte: «Ich wusste genau, was ich wollte.» Dementsprechend schloss er seine Lehre als Werkzeugmechaniker mit Bestnoten ab. Bald wurden ihm Führungsaufgaben übertragen, er absolvierte die Werkmeisterausbildung und ein Studium in Wirtschaftsinformatik. Der Wunsch, selbstständig zu werden, wuchs in ihm. Da er mit seinem heutigen Mitinhaber, dem Ingenieur und Betriebswirtschafter Hannes Hämmerle, schon acht Jahre zusammengearbeitet hatte, spürten die beiden, dass sie sich gut ergänzen würden.

Lehrabbrecher mit Auszeichnung
1996 gründen sie ihre gemeinsame Firma, 1998 stellen sie den ersten Lehrling ein. Bald folgt der zweite Lehrling, Daniel Schäffler – eine weitere Erfolgsgeschichte im Unternehmen: Schäffler brach seine erste Lehre in einem anderen Unternehmen wegen schlechter Noten ab. Dann wurde er von 1zu1 Prototypen als Mitarbeiter übernommen, weil Potenzial in ihm schlummerte: Die Lehre als Kunststoffformgeber schloss der einstige Lehrabbrecher sogar mit Auszeichnung ab. Heute ist er zertifizierter Lehrlingsausbildner. Humml sah sich in seiner Devise bestätigt: «Man darf nicht vor allem auf die Noten schauen», und Hämmerle ergänzt: «Wir haben auch eine soziale Verantwortung.»

Wachstum dank Lehrlingen
Die Lehrlingsausbildung wurde zum strategischen Erfolgsfaktor des Unternehmens, das Prototypen und Modelle für alles Mögliche herstellt – von Spielsachen über Hörgeräte bis zu Flugzeuggeschirr und Autoteilen. 50 Prozent des Wachstums will das Unternehmen über die eigene Lehrlingsausbildung bewältigen, denn, so Hämmerle: «Langfristigen Erfolg sichern wir ausschliesslich mit gut qualifizierten Mitarbeitenden. Es ist am erfolgreichsten, wenn diese Facharbeiter aus dem eigenen Haus stammen.» Auf dieser Grundlage wächst das Unternehmen seit Jahren kontinuierlich, beschäftigt mittlerweile über 130 Mitarbeitende und ist zu einem der führenden  Prototypenspezialisten geworden. Die Lehrlingsquote beträgt 20 Prozent, was aber zugleich die Obergrenze darstelle, sagt Hämmerle. Trotzdem wollen die beiden Firmengründer nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Sie bauen die Infrastruktur für den Berufsnachwuchs laufend aus. Rund eine Million Euro wurden bereits in die eigene Lehrlingswerkstatt investiert, wo Lehrlinge breit gefächert ausgebildet und bei Bedarf punktuell gefördert werden. Wenn die Lehrlinge gut arbeiten, profitieren sie von einem Anreizsystem, dank dem sie sich bis zu 20 Prozent Prämie hinzuverdienen können.

Mehr Vertrauen gewonnen
Christian Fiechter, Präsident der Hans Huber Stiftung, begrüsst insbesondere auch das Engagement von 1zu1 Prototypen an den Schulen Vorarlbergs. Es sei wertvoll, dass Betriebsbesichtigungen für Klassen und praktische Schnuppertage für Jugendliche ermöglicht werden. Humml stellt fest, das viele der Interessenten für eine Lehre bei 1zu1 Prototypen – wie er auch – nicht den «geraden Karriereweg» gehen: Rund ein Viertel brechen die Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt (HTL) ab und sind so fachlich besonders gut vorgebildet für eine anforderungsreiche Lehre. Die Lehrlingsausbildung sei überdies ein wichtiger Faktor der Imagepflege des Unternehmens. Anfänglich sei es frustrierend gewesen zu erfahren, dass man im Gegensatz zu gewissen grossen renommierten Ausbildungsbetrieben nur die zweite Wahl war: «Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass die Hälfte der Schnupperlehrlinge auch wirklich zu uns kommen wollen und wir dabei das Vertrauen der Eltern geniessen dürfen.» Dies sei ihm in eindrücklicher Weise gelungen, sagt Fiechter.

Hans Huber Stiftung in Kürze – Preisträger im Überblick
Ziel der Hans Huber Stiftung ist es, die berufliche Ausbildung und damit Menschen zu fördern, die in Ausbildung stehen. Die Lehre wird dabei als Start für eine attraktive Karriere in den Mittelpunkt gestellt. Mit dem Internet-Berufswahl-Wettbewerb «Traumlehre» werden Jugendliche herausgefordert, sich mit der Berufsbildung auseinanderzusetzen. Die Stiftung verleiht zudem jedes Jahr Preise an Personen, die sich besondere Verdienste im Zusammenhang mit dem dualen Berufsbildungssystem erworben haben. Dieses Jahr gehen die beiden Anerkennungspreise an Albert Baumann, Unternehmensleiter des Fleischverarbeiters Micarna in Bazenheid (CH), sowie an Hannes Hämmerle und Wolfgang Humml, die beiden Gründer und Mitinhaber des industriellen Prototypen-Spezialisten 1zu1 Prototypen in Dornbirn (AT). Die gesamte Preissumme beläuft sich auf 40’000 Schweizer Franken. Die Preisverleihung findet am 26. September in Heerbrugg statt.

Auf Social Media Teilen:          

1zu1 Prototypen GmbH & Co KG

  Färbergasse 15, 6850 Dornbirn
  Österreich
  +43 5572 52946-0

Kein Logo vorhanden

Könnte Sie auch interessieren