Martin Schnetzer: Besser richtige Laufschuhe

Martin Schnetzer: Besser richtige Laufschuhe
Martin Schnetzer

Wer bei Martin Schnetzer Schuhe kaufen möchte, wird zuerst einmal aufs Laufband geschickt.  Wie er zum Experte für Laufschuhe wurde, warum er rund 20 Schuhe im Jahr braucht und wieso man im Zweifelsfall zum größeren Schuh greifen sollte, erklärt der Altacher, der zusammen mit seinem Bruder Christof das Fachgeschäft „Schnetzer – Richtige Schuhe“ führt, im Interview mit der Wirtschaftszeit.

Der Preis ist wahrscheinlich kein gutes Kriterium, um einen Laufschuh auszuwählen. Oder können auch billige Schuhe gut sein?
Besser günstig als billig. Obwohl ich es durchaus verstehen kann, wenn man beispielsweise als Anfänger sagt, dass man nicht gleich einen hochpreisigen Schuh kauft, da man ja noch gar nicht weiß, ob einem diese Sportart überhaupt gefällt. Und es gibt sehr wohl gute und günstige Schuhe. Das Problem ist aber, dass man ohne Fachberatung meist nicht weiß, ob es der richtige Schuh ist. Und zwar „richtig“ im Sinne von: Passt der Schuh zum Fuß, zu den körperlichen Voraussetzungen und ist er für die jeweilige Trainingssituation (Trainingsumfang, Intensität, Laufuntergrund usw.) geeignet? Prinzipiell lässt sich sagen, dass ein funktioneller Laufschuh bei rund 100 Euro liegt.
 
Was zeichnet denn einen guten Laufschuh aus?
Den „einheitlich perfekten Laufschuh“ gibt es nicht. Während um das Jahr 2000 Stabilität und Dämpfung als wesentlichste Hauptmerkmale für einen guten Laufschuh gegolten haben, hat sich die Wertigkeit seither in Richtung „Neutralschuh“, also ein Schuh mit einer niederen Sohlenkonstruktion, verschoben. Eine Entwicklung, die übrigens dem derzeitigen Trend zu Barfuß-Laufschuhen Rechnung trägt: direkter Bodenkontakt, direkteres Laufgefühl, gesteigerte Körperwahrnehmung und Körperspannung. Dass nicht jede Läufernatur jedem Lauftrend entsprechen muss und will, versteht sich von selbst.

Ein Schuh ist also dann gut und „richtig“, wenn er zum Läufer passt?
Ja. Klingt banal, ist es aber nicht, denn jeder bringt andere Voraussetzungen mit. Welcher Schuh schlussendlich der richtige ist, hängt also von individuell unterschiedlichen Kriterien wie etwa Geschlecht, Alter, Körpergewicht, der Fußstellung (Beinachse), der gesamten körperlichen Konstitution ab. Auch die Frage nach Trainingszielen, Streckenprofilen oder körperlichen Beschwerden darf nicht außer Acht gelassen werden. Insbesondere am Anfang der Beratung müssen relativ viele Fragen beantwortet werden. Dadurch bekomme ich einen theoretischen Eindruck des Läufers. Außerdem ist es wichtig, wie man sich bewegt, daher schicke ich meine Kunden auch aufs Laufband und mache eine Videoanalyse. Neben der theoretischen bzw. statischen Analyse ist meiner Meinung nach nämlich die dynamische Analyse genauso wesentlich.

Klingt aufwändig. Wie lange dauert so eine Analyse?
Im Schnitt etwa 45 Minuten. Im Übrigen werden bei uns sämtliche Ergebnisse schriftlich dokumentiert und aufbewahrt, damit man nicht immer bei Null anfangen muss, wenn der Kunde einen neuen Schuh benötigt. Die Daten der Videoanalyse bieten sich zudem auch als Grundlage für ärztliche oder physiotherapeutische Betreuung an.

Weil Sie gerade den Kauf neuer Schuhe angesprochen haben: Wie oft muss bzw. sollte man eigentlich seine Laufschuhe wechseln?
Im Normalfall circa nach 1.000 km. Allerdings hängt das wiederum vom Läufer ab: Je leichter die Person, umso länger hält der Schuh. Je schwerer oder auch je einseitiger der Laufstil, umso eher muss man sich ein neues Paar zulegen. Wer jedoch sehr häufig läuft – also mehrmals die Woche oder sogar täglich –, sollte ohnehin mindestens einen zweiten Schuh besitzen. Am besten von einer anderen Marke oder zumindest ein anderes Modell.

Wie? Man soll mit zwei unterschiedlichen Laufschuhen trainieren?
Nicht zur selben Zeit natürlich (lacht). Aber ja, es ist tatsächlich zu empfehlen, zwei Paar Laufschuhe zu haben. Jeder Schuh hat andere Belastungsspitzen und durch die ständige Abwechslung bleibt der Körper flexibler.

Das heißt: Beim Laufschuh gibt es nicht so etwas wie „meine Marke“?
Wenn das Nachfolgemodell wieder das Beste ist, dann kann man schon wieder zur selben Marke bzw. zum selben Modell greifen. Das hängt aber auch vom Kunden ab und davon, wie er sich entwickelt, ob er Verletzungen hatte usw. Meiner Meinung nach darf man ein System nie konsequent durchziehen – soll heißen: Es macht durchaus Sinn, immer wieder einmal ein neues Modell oder sogar eine neue Marke auszuprobieren.

Ihr Vater Heinrich Schnetzer hat 1955 mit der Fertigung von Maßschuhen und Reparaturen angefangen. Heute gilt der Betrieb, den Sie zusammen mit Ihrem Bruder führen, als Fachgeschäft für „Fußgesundheit“. Wie kam das?
Ja, unser Papa hat einen kleinen, feinen Fachbetrieb aufgebaut, den mein Bruder 1993 übernommen hat. Zu der Zeit bzw. ein Jahr später habe ich bei einem Betrieb in Bad Waldsee Deutschland,  angefangen – ein Spezialist im Bereich Orthopädie und Laufschuhe. Meine Meisterprüfung habe ich dann 1997 in München gemacht. Seit 1997 führen wir das Geschäft gemeinsam, wobei sich Christof auf den Bereich Orthopädie spezialisiert hat und ich mich auf Sport- bzw. insbesondere Laufschuhe konzentriere.

Woher kommt eigentlich dieses Interesse für Laufschuhe?
Ich habe mich schon immer für Sport interessiert und auch aktiv Sport gemacht: Während aber früher Fußball und Skifahren meine absoluten Leidenschaften waren, ist es mittlerweile eben das Laufen. Außerdem habe ich schon als Zehnjähriger meine Eltern zu jeder Sportausstellung begleitet. Nach  meiner Lehre als Orthopädieschuhmacher in Feldkirch, habe ich die ersten Gesellenjahre im Sporthaus Strolz in Lech absolviert und dabei eine intensive Ausbildung im Bereich Skischuhe erhalten. Anfang der 1990er-Jahre ging ich für die Firma Strolz nach Australien, wo ich nebenbei begonnen habe, verschiedene Laufschuhe zu testen. Und dann folgten eben die Meisterausbildung und der Einstieg in den Betrieb.

Ich nehme an, Sport gehört nach wie vor zu Ihrem Leben. Wie viele Schuhe „verbrauchen“ Sie im Jahr? Anders gefragt: Laufen Sie täglich?

Früher habe ich wirklich jeden Tag Sport gemacht, bin Marathon gelaufen, später Halbmarathon. Mittlerweile bin ich „gemütlicher“ geworden – daher bezeichne ich mich heute eher als Genussläufer, wobei ich letztes Jahr auch das erste Mal an einem Berglauf teilgenommen habe. Laufen ist für mich pure Lebensqualität und zugleich Luxus und der beste Ausgleich zum Job. Was die Anzahl der Schuhe angeht: Ich teste fast jeden neuen Schuh und komme daher im Jahr auf ungefähr 20 neue Schuhe. In gewisser Weise kann ich so Arbeit und Hobby verbinden, weil ich dadurch Modelle und Marken ausselektieren kann.

Eine letzte Frage: Wie weiß ich, dass ein Schuh für den Alltag wirklich passt?
Es ist ein Grundsatzfehler, dass man Schuhe zu klein kauft. Im Geschäft steht man fünf Minuten im Schuh, in der Praxis trägt man die Schuhe allerdings mitunter fünf Stunden, dabei geht der Fuß auseinander. Im Zweifelsfall sollte man also immer zum größeren Modell greifen. Ob ein Schuh passt oder nicht, merkt man außerdem, wenn man ihn abbiegt bzw. wenn man den Fuß beim Probieren abrollt und die Ferse anhebt. Dann nämlich rutscht man nach vorne und wenn man mit den Zehen vorne ansteht, weiß man: Der Schuh ist zu klein.

Factbox
Über das Unternehmen

Was 1955 als kleine Schuhmacherwerkstatt unter Heinrich Schnetzer mit Maßanfertigungen und Reparaturen seinen Anfang nahm, hat sich bald 60 Jahre später zu einem Fachgeschäft für „Fußgesundheit“ entwickelt. Seit Mitte der 1990er-Jahre führen Schnetzers Söhne Christof und Martin, beide Orthopädieschuhmachermeister, das Familienunternehmen. 1999 wurde die Orthopädiewerkstatt ausgebaut und im Hinblick auf fachliches Know-how hat man sich seither kontinuierlich weiterentwickelt. Inzwischen beschäftigt „Schnetzer – Richtige Schuhe“ elf Mitarbeiter und gilt nicht nur als Spezialist im Bereich orthopädischer Maßanfertigungen sondern als DER Experte für Laufschuhe.

Martin Schnetzer (Jahrgang 1969)
Orthopädiefachmeister, Experte für Laufschuhe und zusammen mit seinem Bruder Christof Geschäftsführer und Inhaber von „Schnetzer – Richtige Schuhe“, in Altach

•    Gegründet 1955 von Schuhmacher Heinrich Schnetzer
•    1997: Übernahme durch Christof und Martin Schnetzer
•    1999: Um- und Ausbau der Orthopädiewerkstatt und Verkauf
•    Fachgeschäft für Orthopädie (Schuhzurichtung, Maßschneiderung und orthopädische Einlagen) sowie Sportschuhe mit Spezialisierung auf Laufschuhe (Lauf-Sportschuhberatung  inkl. Bewegungsanalyse)
•    Martin Schnetzer lebt mit seiner Familie (drei Kinder) in Klaus

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Schnetzer richtige schuhe, schnetzer gesmbH & co kg

  Achstr. 25, 6844 Altach
  Österreich
  +43(0)5576 72047
  martin.schnetzer@richtigeschuhe.at

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