Mitten im „Ökosystem Blog“: Neugier und die Leidenschaft am Schreiben

Mitten im „Ökosystem Blog“: Neugier und die Leidenschaft am Schreiben
Dr. Stefan Hagen, Geschäftsführer Hagen Management

Sie bereichern das Internet seit Mitte der 90er Jahre: Blogs. Sanft gestartet, stieg die Popularität der zu Beginn bekannten „Online-Tagebücher“ rasant an. 20 Jahre später gibt es nicht nur eine unerschöpfliche Themenvielfalt, sondern auch viele Herausforderungen. Blogs werden immer professioneller, die Ansprüche der Leser größer.

Dr. Stefan Hagen, Geschäftsführer von Hagen Management, bloggt mit Begeisterung. Wie ein guter Blog gelingt, was man vermeiden sollte und was er nutzt, erzählt Stefan Hagen im Gespräch mit Wirtschaftszeit.at.

Herr Hagen, es gibt mittlerweile unzählig viele Blogs. Wie kann der Blogger einen USP für seine Leser schaffen?
Das ist sehr schwierig, da erfahrungsgemäß nur fünf Prozent der Blogger Erfolg haben. Da geht die Motivation beim Bloggen sehr schnell verloren. Wichtig ist, dass Blogger ein Gespür für das „Ökosystem Blog“ entwickeln. Es ist eine eigene Welt. Man kann nicht bloggen ohne andere Blogs zu lesen. Daher empfehle ich jedem, aktiv zu sein: Das heißt Blogs aus dem selben Metier zu lesen und Beiträge zu kommentieren. So lernt man nicht nur den Umgang mit Blogs, sondern gewinnt in der Bloggerszene zusätzlich an Bekanntheit.

Denken Sie es ist immer nötig ein Nischenthema zu finden über das man bloggt?
Ja, ein thematischer Fokus ist natürlich wichtig. Denn ich muss wissen, wozu ich etwas zu sagen habe. Welchen Nutzen hat der Leser von meinem Blog? Sind es interessante und relevante Inhalte, die ich liefere? Blogbeiträge müssen schnell und leicht konsumierbar sein. Bekanntlich sind die Absprungraten bei Blogs sehr hoch. Daher empfehle ich von Anfang an, dass sich Blogger mit diesen Themen auseinandersetzen. Es gibt genügend Blogs, die auch über das richtige Bloggen schreiben und Tipps geben. Diese zu lesen ist sehr hilfreich.

Sprechen wir über den Inhalt: Ist es als Blogger sinnvoll ein Konzept bzw. einen Themenplan zu erstellen?
Es gibt natürlich die Philosophie, sehr strukturiert und mit einem Konzept den Blog zu betreiben. Ich persönlich bin meinen Blog ganz frei und intuitiv angegangen. Ich habe von Beginn an über die Themen geschrieben, die mich ihm Alltag bewegen. Es gibt aber auch Gegenbeispiele, die sehr erfolgreich sind. Der Blog Karrierebibel (http://karrierebibel.de) geht beispielsweise sehr strukturiert vor. Strukturierte Blogs sind aber auch wesentlich aufwendiger. Ich benötige im Schnitt 30 Minuten für einen Blogbeitrag. Mehr Zeit kann und will ich mir aktuell nicht nehmen. Zudem bin ich dadurch gezwungen, mich auf die wesentlichen Gedanken und Aspekte zu fokussieren.

Was macht für Sie ein guter Blog aus?
Ein Blog muss für mich vor allem persönlich rüber kommen. Das macht ihn meiner Meinung nach erst erfolgreich. Ich finde es wichtig, dass der Leser auch Fotos des Bloggers auf der Seite finden kann. Die Wirkung davon wird meiner Meinung nach unterschätzt.

Zusätzlich liefern gute Blogger Content nicht nur über den Blog, sondern bieten auch eBooks, ePapers und Videos an. Es wird immer wichtiger, die Inhalte multimedial aufzubereiten. Daher macht es Sinn sich schon vor dem Schreiben von Blogbeiträgen Gedanken zu machen, wie man die Inhalte in den unterschiedlichen Formen vermitteln kann. Meiner Erfahrung nach kommen gut gemachte Power-Point-Präsentationen sehr gut bei den Lesern an. Wichtig ist es spannende, attraktive und interessante Inhalte zu bieten.

Ist ein Blog erst erstellt, muss der Blogger noch an seiner Bekanntheit arbeiten. Wie gelingt dies Ihrer Meinung nach am besten?
Wichtig ist es, die Beiträge über Social Media-Kanäle zu verbreiten. Als Blogger ist man auch Teil eines „Social Media-Ökosystems“. Ich empfehle, sich genau anzuschauen zu welchem Ökosystem man thematisch gehört und dementsprechend die Plattformen zur Verbreitung auswählt. Ein Reiseblogger arbeitet zum Beispiel viel mit Fotos – da bietet sich Instagram oder Pinterest sehr gut an. Die Blogger-Community ist aber immer noch eine Nische. Facebook eignet sich daher besonders gut um auch Personen zu erreichen, die keine typischen Blogleser sind. Es ist daher sicher sinnvoll diese Zielgruppen mitzudenken.

Sprechen wir über ein Thema, welches im Internet heiß diskutiert wird: Payed Content. Der Journalist Richard Gutjahr (http://www.gutjahr.biz) arbeitet auf seinem Blog mit dem Bezahlmodell LaterPay. Sehen Sie hier eine Zukunft?
Payed Content ist ein Nischenthema und wird es meiner Meinung nach auch bleiben. Ich glaube, dass ein Bezahlmodell nur bei „Leuchtturmbloggern“ möglich ist. Ein Blogger muss also schon sehr etabliert sein, damit dies funktioniert. Das Problem ist, dass User es gewohnt sind, dass sie guten Content kostenlos bekommen. Ich denke man muss damit sehr vorsichtig sein und braucht dafür ein sehr gut durchdachtes Konzept. Für mich ist dies kein Thema. Aber ich arbeite mittlerweile mit Google-Bannern und Werbung. Damit kann ich die Fixkosten gut decken.

Sie schreiben den Projektmanagement-Blog http://pm-blog.com. Wie lange betreiben Sie den Blog schon?
Ich habe vor neun Jahren mit dem Bloggen begonnen. Ich war neugierig auf die neue Kommunikationsform und wollte es einfach ausprobieren. Ohne wirkliche Strategie oder einen Plan. Einfach aus Interesse am Medium.

Sie haben somit sehr viel Erfahrung mit Blogs. Die Technik spielt hier eine bedeutende Rolle. Mit welchen Systemen haben Sie bereits Erfahrung gemacht?
Für Blogs gibt es unzählige Möglichkeiten. Das häufigste Content-Management-System (CMS) ist aber Wordpress. Das empfehle ich auch gerne weiter. Wordpress ist sehr erfolgreich und weit verbreitet. Auch bei den kostenlosen Seiten die über die Software gehostet werden, gibt es viele Vorlagen und Plugins. Zu Beginn reichen Standardvorlagen durchaus aus. Ich rate jedem, erst ein Gespür für das Bloggen zu entwickeln und erst dann in Design etc. zu investieren.

Gibt es sonst noch Plattformen, die sich anbieten?
Eine unkomplizierte Alternative für Personen die keinen eigenen Wordpress-Blog erstellen wollen, ist zum Beispiel Medium (https://medium.com). Der Dienst ist sehr hochwertig und hat auch optisch viel zu bieten. Medium ist sehr textlastig und animiert daher zu lockerem Schreiben. Das ist bei einem Blog besonders wichtig.

Über welche Social-Media Plattformen verbreiten Sie Ihre Blogbeiträge?
Ich teile meine über Twitter, Facebook, Google+, Xing und LinkedIn. Bei mir macht das Teilen über Xing und LinkedIn Sinn, da ich dadurch Entscheidungsträger erreichen kann. Wichtig ist mir aber, keine automatisierten Verlinkungen zu machen. Ich füge diese immer händisch ein. So bleibt meine persönliche Note erhalten, das wirkt sehr positiv.

Haben Sie abschließend noch einen Ratschlag für Personen, die nach der Lektüre unseres Interviews ebenfalls Lust an einem Blog bekommen haben?
Ein guter Blog gelingt nur, wenn man mit Leidenschaft und einer positiven Grundhaltung ans Werk geht. Man muss sich mit dem Thema Blog beschäftigen und man darf keine Angst vor Experimenten haben. Bloggen ist ein Lernprozess, es kommt auch für mich immer wieder etwas Neues dazu.

Mit Leidenschaft, Kontinuität und Authentizität kommt der Erfolg. Dieser baut sich aber langfristig auf. Als Blogger muss man einen langen Atem haben. Ich habe bis zu einem Jahr gebraucht, bis ich einen Erfolg bemerkt habe. Nach zwei Jahren konnten wir durch den Blog auch Neukunden gewinnen.

Zur Person:
Stefan Hagen

Stefan Hagen ist verheiratet und hat drei Kinder. Er ist Inhaber und Geschäftsführer der Hagen Management GmbH – einem innovativen, regional verwurzelten Beratungsunternehmen. Seit einigen Jahren betreibt der 38-jährige zudem einen der meistgelesenen Blogs zum Thema Projektmanagement (PM-Blog.com) und die wichtigste Unkonferenz im Projektmanagement, das PM Camp (PM-Camp.org).

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