"iss mich!" verwandelt ästhetisch fragwürdiges Gemüse in haltbare Köstlichkeiten

Tobias Judmaier, iss mich!

Die Idee hinter iss mich! ist ebenso einfach wie brillant: Weltweit werden unvorstellbare Mengen frischen Gemüses vernichtet, bloß weil sie nicht dem ästhetischen Ideal entsprechen. Zu klein, zu groß, irgendwie „deformiert“: Einem leidenschaftlichen Koch wie Tobias Judmaier tut so was in der Seele weh, und er überlegte sich, wie man wenigstens einen Teil davon dorthin bringen kann, wo er hingehört: auf den Tisch. iss mich! verarbeitet eine Tonne ästhetisch durchgefallenes Gemüse pro Monat, serviert es bei Veranstaltungen, macht es als gesundes Convenience Food in wiederverwendbaren Rexgläsern haltbar – und lebt gut davon. The Red Bulletin führte ein Gespräch mit Tobias Judmaier wie das geklappt hat und wohin sie in Zukunft noch wollen.

The Red Bulletin Innovator: Viele junge Unternehmen wollen der Umwelt etwas Gutes tun, kommen hip, chic und optimistisch daher – und scheitern trotzdem.
Tobias Judmaier: Man muss akzeptieren, dass vieles, was den Erfolg eines Unternehmens ausmacht, nur beschränkt mit dir selbst zu tun hat. Es geht um den richtigen Zeitpunkt, den richtigen Ort, die richtigen Leute. Man muss an sich glauben, aber auch ehrlich genug sein, rechtzeitig zurückzuziehen, wenn die Idee nicht mehr wachsen kann. Die Faktoren, die eine Idee zu einer erfolgreichen machen, sind Fokus und Durchhaltevermögen.

„Die fertige Idee: Gemüse, das man sonst wegwerfen würde, wird durch Einwecken zu Bio-Convenience-Food.“

Also lieber Fokus auf eine große Idee oder besser mehrere Standbeine?
Der limitierende Faktor bist du selbst: Wie viel kann ich aus meinen zwölf Mannstunden pro Tag rausholen? Wenn die Idee, an die du glaubst, 100 Mannstunden braucht, musst du sie so weit eindampfen, bis sie mit zwölf funktioniert. Bei mir war das das Catering. Da wusste ich als passionierter Koch, dass ich damit Geld verdienen kann. Wenn das funktioniert, kannst du den nächsten Ball in die Luft werfen. In meinem Fall waren das Rexgläser mit eingelegtem Gemüse – meine ursprüngliche Idee. Aber um sie verwirklichen zu können, musste ich einen Umweg nehmen.

Wie überlebt man anfangs finanziell?
Als ich iss mich! begonnen habe, habe ich von Montag bis Freitag ein konventionelles Restaurant betrieben und nur am Wochenende fürs iss-mich!-Catering gekocht. Schnell stellte sich heraus, dass ich keine Zeit mehr fürs Restaurant haben würde. Die eigentliche Idee – Convenience Food in nachhaltiger Verpackung marktreif zu entwickeln – war dann doch nicht so einfach wie gedacht. Nur mit Kochen und Abfüllen war es nicht getan. Ich musste das Haltbarmachen erforschen, Rezepte entwickeln, eine Bio-Zertifizierung erarbeiten, die Logistik etablieren. Das dauerte. Daher musste ich meinen finanziellen Fokus in der Zwischenzeit auf jenen Bereich legen, der mir Geld bringt – das Catering.

Red Bull Amaphiko kooperiert mit iss mich! – wem bringt das was?
Ich habe zwar andere Probleme als jemand, der, sagen wir, in Uganda Convenience Food produziert, aber vielleicht entdecken wir doch, dass es hie und da Ähnlichkeiten gibt, bei Personalführung oder Guerilla-Marketing beispielsweise. Man muss es auf den Menschen runterbrechen, auf seine Aufgaben und Rollen im Unternehmen. Man tauscht sich aus und muss nicht jeden Weg allein gehen.

Wohin kann iss mich! wachsen?
Überall dorthin, wo Essen verschwendet wird. Europa. Teile Asiens. Nordamerika.

https://www.redbulletin.com/int/de/innovator/iss-mich-grunder-tobias-judmaier-im-interview



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